Vier Glockenschläge zum Abschied von der pragmatischen Generation
Von Diedrich Hinrichs
Erstmals mit weltlichem Geläut wurden unsere für ihren Aufbruch und weiteren Lebensweg ertüchtigten Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 2016 auf der Entlassungsfeier am Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld kurz vor den Sommerferien am Ende einer stilvollen Veranstaltung verabschiedet: Mit einem Glockenschlag für jede unserer nachweislich der pragmatischen Generation zugehörigen vier Tutoratsgruppen der ehemaligen Jahrgangsstufe 12 fand am Freitagnachmittag (17.06.2016) im Forum des Gebäudes ganz offiziell und unwiderruflich, zugleich aber auch eindrucksvoll hörbar deren zumeist achtjährige gymnasiale Schulzeit in beiderlei Sinne des Wortes ihren würdigen Ausklang.
Im Anschluss an einen stimmungsvollen musikalischen Auftakt zur feierlichen Verabschiedung der diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten am Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld, für den die am Flügel begleitete Violinistin Antonia Sibila mit dem zweiten und dritten Satz aus Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gesorgt hatte, begrüßte Schulleiter OStD Johann Book alle erschienenen Ehrengäste, Eltern und Angehörige sowie die Mitglieder des Lehrerkollegiums, insbesondere aber die bislang von ihrer Unterbringung im „Fünfsternehotel mit Chauffeurservice“ Profitierenden und nunmehr mit den herzlichsten Glückwünschen im Namen aller Anwesenden ins Leben zu Entlassenden: den Abiturjahrgang 2016 als inzwischen siebenten unseres Gymnasiums.
„Kompetent, tolerant und menschlich die Gesellschaft gestalten“
Im Namen des Schulträgers entbot anschließend der Erste Kreisrat, Herr Dr. Eckart Lantz, den Abiturientinnen und Abiturienten die Grüße des Landkreises Stade und bezog in seine Gratulation zur bestandenen Reifeprüfung ausdrücklich deren Eltern und die Kolleginnen und Kollegen des AGG Harsefeld mit ein, die beiderseits ihre Kinder bzw. die ihnen Anvertrauten auf deren Bildungsweg begleitet, unterstützt und geführt hätten.
Von nun an, so Dr. Lantz´ in seinem Appell, mögen die jetzt von ihrer Schulpflicht Entbundenen aber ihre frisch gewonnene Freiheit genießen und in die Welt aufbrechen, ohne dabei jedoch die Verbindung zur heimatlichen Region gänzlich zu kappen. Mit den ihnen vermittelten fachlichen Inhalten, Kompetenzen und Methoden, die sie dazu in die Lage versetzen würden, Sachverhalte zu analysieren, zu bewerten und kritisch zu betrachten, sei ihnen ein gutes Rüstzeug mit auf ihren weiteren Weg gegeben worden, dem er noch Folgendes zur Beherzigung hinzufügen wolle: Das, was die Abiturientinnen und Abiturienten fortan zu tun gedenken, solle auch Spaß machen und künftig zu treffende Entscheidungen hätten immer revidierbar und nie endgültig zu sein, wolle man für die vielfältig sich bietenden Chancen und für Neues offen bleiben. Bei der Realisierung ihrer Ideale und dem Erfüllen ihrer Träume sollten sie, die gesellschaftlichen Leistungsträger/innen von morgen, sich jedoch auch der Toleranz und Menschlichkeit als fähig erweisen, da für das Fortbestehen unserer Gesellschaft nicht nur Innovationen unabdingbar seien, sondern auch entsprechende Werthaltungen und moralisches Handeln, woran der Erste Kreisrat unsere Schulabgänger abschließend gemahnte.
„Mit Navigationsbesteck ausgerüstete pragmatische Generation im Aufbruch“
Im Anschluss an das von Pia Bitterlich einfühlsam vorgetragene Lied „Geiles Leben“ (Glasperlenspiel), in dem der Verlust einstiger Vertrautheit und das daraus resultierende eigene Beschreiten eines als wahrhaftiger empfundenen Lebensweges zum Ausdruck kommen, betonte Schulleiter OStD Johann Book zu Beginn seiner Ansprache an unsere Abiturientinnen und Abiturienten, dass er die Ausführungen seiner folgenden Gedanken weniger als Ratschläge, die an dieser Stelle ohnehin zu spät kämen, sondern vielmehr als Wünsche und Anregungen verstanden wissen wolle.
Nach einer eingehenden Analyse des diesjährigen, das Abi-Shirt einer jeden Absolventin bzw. eines jeden Absolventen zierenden Mottos „Abi 20,16 % mehr dichter als Denker“ aus der Perspektive diverser Fachwissenschaften schien es OStD Book dann geraten, den Schlüsselbegriff der kecken Selbstcharakterisierung des vor ihm geschlossen versammelten Abschlussjahrgangs 2016 gedanklich aufzunehmen, um daran zu erinnern, dass eine ihnen allen zuteilgewordene Bildung bzw. Bildung überhaupt ohne ein gerüttelt Maß an „Denkern“ gar nicht möglich wäre. So dränge sich in diesem Zusammenhang und passend zum heutigen Anlass geradezu auf, des Freidenkers Immanuel Kants Leitspruch „Sapere aude!“ und seinen Ansatz der unter dem Primat der praktischen Vernunft stehenden Aufklärung in den Blick zu nehmen, wenn es darum gehe, richtige und moralisch geboten erscheinende Bildungsziele zu formulieren.
Als zwei wesentliche dieser Art seien schon im 18. Jahrhundert die Infragestellung von Autoritäten und die Befreiung aus selbstverschuldeter Unmündigkeit postuliert worden, diese könne man gegenwartsmächtig ebenso in den beiden Appellen Stéphane Hessels gegen die Ungerechtigkeit und Gleichgültigkeit in unserer Gesellschaft (dt. „Empört Euch!“ und „Engagiert Euch!“) wiederfinden. Die darin zum Ausdruck kommende Vorstellung von einem engagierten Leben sowie das Vertrauen in die eigene Vernunft und die Bereitschaft, individuelle Verantwortung zu übernehmen, gelte es auch heutzutage in der Schule zu vermitteln, damit junge Generationen Einfluss nehmen und gesellschaftliche Veränderungsprozesse mitgestalten könnten – gerade auch angesichts einer beängstigenden weltweiten „Welle des Irrationalismus und der Ressentiments“, auf die OStD Book unter Verweis auf das europäische und weltweite politische Geschehen und Besorgnis erregende Entwicklungen in der letzten Zeit mit drei aktuellen Beispiele eindringlich hinwies.
Doch trotz genügend Gründen, sich zu sorgen, so der Schulleiter weiter in seiner Ansprache, gebe es berechtigten Anlass zur Hoffnung, denn gerade die Mehrheit der jungen Menschen gehe platter Demagogie und Agitatoren nicht „auf den Leim“. Im Gegenteil: Die laut aktueller Shell-Studie als „pragmatische Generation im Aufbruch“ titulierten Jugendlichen, zu denen zweifelsohne auch der diesjährige Abiturjahrgang gehöre, würden sich eher durch positive Werthaltungen und Attribute wie Optimismus, Weltoffenheit und Sozialfähigkeit auszeichnen. Zudem hätten sie ein steigendes Interesse an Politik, mehr Angst vor Fremdenfeindlichkeit als vor Fremden bzw. Zuwanderung und würden Bereitschaft zu Engagement zeigen.
Diese Generationsbeschreibung decke sich auch im Wesentlichen mit seinen Eindrücken von den Abiturientinnen und Abiturienten am Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld des Jahres 2016, die er als engagiert und verlässlich erlebt habe und auf die man folgerichtig angesichts der durch den demografischen Wandel hervorgerufenen vielfältigen Chancen und Möglichkeiten geradezu warte, wie Herr Book betonte. Daher werde die Schule ihnen mit der heutigen Aushändigung ihres Reifezeugnisses nicht nur die formale Möglichkeit geben, das eigene Leben zu gestalten, sondern am AGG habe man sie auch mit dem „intellektuellen Rüstzeug ausgestattet, um in einer globalen Welt sicher zu navigieren und Orientierungshilfen zu finden“.
Mit einem herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Abitur auch im Namen der gesamten Schulgemeinschaft und begleitet von seiner Ermutigung, im Sinne Kants fürderhin Dinge zu hinterfragen, seinen Intellekt zu gebrauchen, enthusiastisch und kreativ zu sein, schloss OStD Book seine Rede, ohne nicht jedoch noch anhand eines Zitats von Platon die Folgen einer Nichtbeherzigung seines zuletzt zum Ausdruck Gebrachten in Erinnerung zu rufen: „Diejenigen, die zu klug sind, sich in der Politik zu engagieren, werden dadurch bestraft, dass sie von Leuten regiert werden, die dümmer sind als sie selbst“. Nichts weniger als das gilt es zu verhindern!
„Feierliche Überreichung der Abiturzeugnisse“
Überleitend zum Höhepunkt der Veranstaltung bat Herr Book anschließend die vier Tutoriatsgruppen des diesjährigen Abschlussjahrgangs auf die Bühne, um ihnen gemeinsam mit Herrn StD Dirk Graevenitz und ihren jeweiligen Tutoren Frau StR´ Wiebke Backhaus, Frau StR´ Imke Bartels, Frau StR´ Merle Lehmkuhl sowie Herrn StR Carsten Springmann die lang ersehnten Zeugnisse der allgemeinen Hochschulreife auszuhändigen. Namentlich einzeln aufgerufen nahmen unsere frischgebackenen 46 Abiturientinnen und 29 Abiturienten dann nicht nur die Glückwünsche ihres Schulleiters, des Oberstufenkoordinators sowie ihrer Tutorinnen und Tutoren entgegen, sondern stellvertretend für die gesamte Schülerschaft des Aue-Geest-Gymnasiums auch diejenigen von Schülerinnen und Schülern aus der Klasse 5 S, die ihnen auf charmante Weise rote Rosen überreichten.
Am Ende der stilvollen Übergabezeremonie der Abiturzeugnisse dankte OStD Book ausdrücklich den Tutoratsleitungen sowie den Fachlehrerinnen und Fachlehrern, die dem Abiturjahrgang 2016 das nötige Wissen und die erforderlichen Kompetenzen vermittelt und darüber hinaus innerhalb und außerhalb des Unterrichts zum Entstehen eines gegenseitigen persönlichen Vertrauensverhältnisses beigetragen hätten, ohne das ein erfolgreiches Lernen kaum möglich sei. Sein ganz besonderer Dank im Namen der Schulgemeinschaft, der Abiturientinnen und Abiturienten sowie ihrer Eltern galt zudem unserem Oberstufenkoordinator Herrn Graevenitz, der auch wieder allen diesjährigen Absolventinnen und Absolventen in ihrer Oberstufenzeit ein stets greifbarer, sie begleitender persönlicher Berater und im Grunde genommen unentbehrlich für das gewesen sei, was dem heutigen feierlichen Ereignis vorausgegangen ist.
„Ehrungen und Würdigungen besonderer Leistungen“
Vor den im weiteren Verlauf dann vorgenommenen Ehrungen für besondere Leistungen nahm Niklas Witt als Solist auf der Gitarre mit seiner Interpretation des Instrumentalstücks „Ocean“ (John Butler) alle Anwesenden mit auf eine akustische maritime Klangreise über zunächst sanfte, bald steigende, später sich stürmisch überlagernde und wieder glättende Wellenkämme, deren alternierendes, immerwährendes Auf und Ab gleichnishaft den Lauf des Lebens mit seinen Höhen und Tief vorstellbar werden ließ.
Für ihre herausragenden intellektuellen Leistungen im diesjährigen Abitur am AGG Harsefeld, das von einen „ausgeglichenen Jahrgang“ mit einer Durchschnittsnote von 2,58 gekennzeichnet sei, wie OStD Book hervorhob, konnte er zusammen mit Herrn Jens Papke von der Bürgerstiftung der KSK Stade anschließend an die beiden Jahrgangsbesten Johanna Maria Kalinski (Harsefeld) und Kim Laura Meyer (Kammerbusch) für den von ihnen erzielten Notendurchschnitt von 1,2 zwei beachtliche Geldpreise zur Förderung ihrer weiteren Qualifikation überreichen. Aber auch allen anderen Absolventinnen und Absolventen galten die Glückwünsche Herrn Papkes, weil sie im ärgsten Prüfungsstress Ruhe bewahrt und ihre Fähigkeiten nachgewiesen hätten, ebenso deren Eltern, die es nun geschafft hätten, Eltern (mindestens) einer Abiturientin bzw. eines Abiturienten zu sein.
Als bester Mathematiker und Chemiker wurden René Schult von der Deutschen Mathematiker-Vereinigung und der Gesellschaft Deutscher Chemiker sowie die Jahrgangsbesten Luka Bornemann (Physik) von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Rieke Hagemann (Religion) von Evangelischen-lutherischen Landeskirche Hannover und Christian Neumann (Latein) vom Deutschen Altphilologenverband ausgezeichnet. Ihre jeweiligen Fachlehrerinnen und Fachlehrer überreichten ihnen anlässlich dieser Ehrung Buchpräsente, außerdem erhielten sie kostenlose Abonnements von Fachzeitschriften, und es wurden ihnen Mitgliedschaften in den jeweiligen Institutionen gewährt.
Für die Würdigung seines langjährigen Engagements im Bereich Musik und Darstellendes Spiel (Schulband und Technik) bat dann OStD Book Steffen Bausen zu sich auf die Bühne, im Anschluss daran Julian Auer, Finja Bunge, Saskia Jung und Christian Neumann für ihren verdienstvollen Einsatz für Schülerbelange, im Schülerrat, im Schulvorstand und in der Gesamtkonferenz sowie im Falle unseres Schülersprechers Julian auch für seine zweijährige Mitarbeit im Stader Kreisschulausschuss.
Kaum besser passender zum thematischen Kerngedanken seiner Ansprache an die Abiturientinnen und Abiturienten hatte zuvor Herr Book den aus triftigem Grund und allzu naheliegendem Anlass am AGG neu aufgelegten „Sonderpreis für Vernunft“ an Tim-Julius Berchtold für seine im kantischen Sinne Mündigkeit und Vernunft aufweisende Replik auf eine schon jetzt in den Bereich der Legenden aufgenommene Aufgabenstellung des diesjährigen Mathematik-Abiturs („Milchprobenreihen bei Kühen“) überreichen können: Als einer von vielen, die sich im besten Annahmefall mit zunehmendem Unverständnis an der eher doch wohl nur suboptimal formulierten Aufgabe versucht hatten, ist er zu der unter seiner Klausur schriftlich fixierten Schlussfolgerung gelangt, dass die zum Vorschlag gebrachte anzuwendende Methode nicht effektiv sei, er die Aufgabenstellung gegebenenfalls aber auch nicht richtig verstanden habe. Seine konstruktive und kategorisch als Imperativ zum Ausdruck gebrachte Kritik „Aufgaben präziser formulieren!“ versprach der zugleich auch Prüfungsvorsitzende gewesene OStD Book unter allgemeiner Heiterkeit, die nicht anders denn als ungeteilte Zustimmung zu interpretieren gewesen ist, im Originalwortlaut an das Kultusministerium zu senden. Tim-Julius wie auch die fünf zuletzt genannten Belobigten erhielten Buchpräsente, die ihnen vom Förderverein des Gymnasiums Harsefeld e.V., der in jedem Jahr die Abitur-Entlassungsfeiern am AGG dankenswerterweise finanziell generös unterstützt, zugedacht worden waren.
„Von der einst empfundenen eigenen Winzigkeit zur heutigen Größe“
In einer retrospektiven Zusammenfassung der vergangenen acht Jahre beschrieben dann Kimberley Pape und Julian Auer aus der Perspektive des Abschlussjahrgangs 2016 in ihrer gemeinsamen Ansprache Stationen und erinnerungswürdige Erfahrungen ihrer sie auf die ein oder andere Art und Weise prägenden Schulzeit am Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld. Sich selber eigentlich schon als groß empfindend, sei man von der Grundschule in die Jahrgangsstufe 5 des Gymnasiums eingetreten, wo sich nach einem „Reset“ das Gefühl der eigenen Winzigkeit jedoch unverhofft wieder eingestellt habe. Neue (Erlebnis-)Fächer, Kennlernfahrten, Klassenaufteilungen, immer anstrengender werdende Eltern, erstmals gemeinsame Kurse in Jahrgangsstufe 9/10 sowie erste Freundschaften hätten schließlich auch zu einer wachsenden Verbundenheit untereinander geführt, die trotz Auflösung der Klassenverbände, der Zunahme von Anspannung und des Kennenlernens lehrreicher oder unterhaltsamer Lehrerinnen und Lehrer – im Idealfall auch eine Kombination aus beidem – in der Oberstufenzeit ein immer stärkeres Gemeinschaftsgefühl innerhalb ihres Jahrgangs habe entstehen lassen.
Dort, so warfen sich beide Redner selbstkritisch vor, habe man zunächst noch einmal alles Abiturrelevante geflissentlich überhört, sich stattdessen über obskure Berufsberatungen und teilweise bessere Kurse auf grundlegendem als auf erhöhtem Niveau gewundert, sich dagegen über Lehrerwechsel vor dem Abitur und eine nicht stattgefundene Kursfahrt aufgeregt oder im Mathematikunterricht dem Gedanken hingeben können, in dem nur allzu mühevoll betriebenen Unterfangen einen Sinn zu finden. Beim für alle vernehmbaren „Gongschlag“, der die heiße Phase der Abiturprüfungen eingeläutet habe, sei sodann aber Panik ausgebrochen, die jedoch durch Unterstützung, Zuspruch und zuteilgewordener Hilfe bei „großen Problemen“ von allen Schulbeteiligten und nicht zuletzt durch einen seitens der Eltern ausgeübten kräftigen Tritt ins verlängerte Rückgrat ihrer Sprösslinge sich habe in den Griff bekommen lassen.
Schließlich hätten sie überlebt und würden heute das begehrte Reifezeugnis, das ihnen den höchsten Schulabschluss bescheinige, in den Händen halten. Mit den Worten „Geht euren Weg und erreicht, was euch glücklich macht!“ sowie der pointiert unbescheidenen Umkehrung ihres Empfindens bei Eintritt ins Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld, nämlich „Die Welt ist klein und wir sind groß“, einem Zitat aus dem den späteren musikalischen Schlussakkord der Veranstaltung ausmachenden Lied „Wir sind groß“ (Mark Foster), beendeten Kimberly und Julian ihre Rede.
„Wissen anwenden, große Ziele stecken und eines Tages berühmt aufwachen“
Prägnant und nicht minder herzlich als bei ihren Vorrednern fielen die Worte und Glückwünsche der Elternvertreterin Frau Anja Viebrock zur bestandenen Reifeprüfung an alle Abiturientinnen und Abiturienten aus. Zwar würden sie alle das Ende ihrer Schulzeit und eines Lebensabschnitts vermeintlich als Erleichterung empfinden, doch werde man sich in absehbarer Zeit sicher auch all des Schönen erinnern, das die Schulzeit zu bieten gehabt habe, und auf ein Wiedersehen bei Klassentreffen und anlässlich von Schuljubiläen freuen.
Auf dem Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld sei für die heute die Schule Verlassenden ein solider und mächtiger Wissensgrundstein gelegt worden, es komme aber – wie schon Goethe angemerkt habe („Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden“ [sic]) – darauf an, dass man dieses Wissen auch für sich und andere dienstbar mache, mahnte Frau Viebrock im weiteren Verlauf ihrer Rede an. Alle sollten sich daher große Ziele stecken und kommenden Herausforderungen stellen, wobei durchaus auch Fehler gemacht werden dürften, aus denen man letztlich nur lernen könne. Vielleicht – und das wünschte sie abschließend den Absolventinnen und Absolventen neben der Hoffnung auf Erfüllung all ihrer Träume – werde es ihnen im besten Falle irgendwann einmal ergehen wie dem ebenso genialen wie skandalumwitterten dunklen Helden der Romantik Lord George Gordon Byron, der lakonisch über sich kundgetan habe: „Ich erwachte eines Morgens und fand mich berühmt.“
„Ein Ausklang mit Musik und Glockenschall“
Für den musikalischen Ausklang der Feierstunde sorgte ein Gesangsquartett bestehend aus Pia Bitterlich, Marcel Courté, Sophie-Luise Hachmeister und Antonia Wöltjen, die von Jooris Nitt, Torben Ruge und Niklas Witt instrumental begleitet wurden und – wie bereits erwähnt – das Lied „Wir sind groß“ vortrugen, in dem bildreich zum Vertrauen in die eigene Fähigkeiten bei der Ausgestaltung der genügend vorhandenen freien Seiten im „Buch des eigenen Lebens“ ermutigt wird.
Bei allen Entlassungsfeiern in den Vorjahren wäre dies auch der offizielle Ausklang der Veranstaltung gewesen – nicht so in diesem Jahr: In einem Religions-Projekt der Oberstufe hatten u.a. Tarek Allers, Anne von Appen und Kathleen Gerken, die zu dritt ans Podium traten, Gedanken darüber angestellt, wie ein ganz besonderer Lebensabschnitt, den die Schulzeit zweifelsohne darstellt, mit einem symbolischen Ritual eingeleitet und wieder abgeschlossen werden könne. Als Ergebnis dieser Überlegungen hat der Abiturjahrgang 2016 dem Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld eine Glocke hinterlassen, die künftig sowohl beim Eintritt in die Jahrgangsstufe 5 als auch beim Ausscheiden aus der Schulgemeinschaft für jede neue Klasse bzw. uns verlassende Tutoratsgruppe jeweils einmal erschallen soll. So blieb es dann OStD Book vor der Verabschiedung der Gäste und dem anschließenden Sektempfang erstmals vorbehalten, mit dem viermaligen Läuten der Kundungsglocke den Abschied unserer siebenten Abiturientengeneration für Stadt und Erdkreis hörbar anzuzeigen und für einen wahrhaft „wirklichen Ausklang“ der feierlichen Veranstaltung am späten Nachmittag Sorge zu tragen.
Fotos: Diedrich Hinrichs