Verabschiedung unseres Schulleiters Herrn Book
Von Diedrich Hinrichs
Am heutigen Dienstag (26.06.018) hat sich die Schulgemeinschaft des Aue-Geest-Gymnasiums Harsefeld von ihrem ersten und langjährigen Schulleiter Herrn OStD Johann Book verabschiedet. Anlässlich einer Feierstunde wurde Herr Book, der 16 Jahre lang die Schule mit aufbaute, deren Geschicke leitete und entscheidend prägte, in den Ruhestand entlassen, den er ab Ende Juli dann auch genießen können wird. In zwei Interviews, die Herr Dammann von der KREIZEITUNG und Frau Fehlbus vom TAGEBLATT kürzlich mit ihm führten, blickt unserer Schulleiter auf die Dienstzeit an „seinem Gymnasium“ zurück. Beide Zeitungsartikel können im Folgenden nachgelesen werden.
Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Herrn Jörg Dammann (aus: KREISZEITUNG vom 16.06.2018)
Jetzt gibt Johann Book die Zügel aus der Hand
HARSEFELD. Der erste Jahrgang, der 2010 am Harsefelder Aue-Geest-Gymnasium Abitur gemacht hat, hat ihm ein Bild geschenkt. Das Bild hatte seinen Platz im Büro des ersten Schulleiters des noch jungen Gymnasiums. Jetzt muss es umziehen. Johann Book geht am 31. Juli in den Ruhestand.
Die meisten Gymnasien umweht ein Hauch von Tradition und Geschichte. In Harsefeld fehlt der Atem paukender Pennäler früherer Jahrhunderte. Gerade deshalb ist die Schule etwas Besonderes. Als der Gedanke über die Neugründung aufkam, war das die Zeit, als alle vom demografischen Wandel sprachen und die Geburtenzahlen zurückgingen. Kaum einer dachte da an Schulneubauten.
Johann Book unterrichtete damals am Athenaeum in Stade, teilweise in Pavillons. Dann kam die politisch beschlossene Abschaffung der Orientierungsstufe. Die fünften und sechsten Klassen wurden an die weiterführenden Schulen weitergegeben. „Das hätte die Gymnasien im Landkreis überfordert“, sagt Book. In der Region begann die Suche nach einem geeigneten Standort für ein zusätzliches Gymnasium. Einige Kommunen waren interessiert. In Harsefeld waren Politik und Verwaltung besonders schnell: Der Flecken stellte dem Schulträger Landkreis Stade kostenfrei ein Grundstück zur Verfügung, die Samtgemeinde bezuschusste den Bau mit 735 000 Euro. Mit dem erhofften Effekt: Zum zehnjährigen Bestehen des Gymnasiums auf der Geest, das 2012 seinen heutigen Namen erhielt, war die Übergangsquote im ländlichen Raum von 15 bis 25 Prozent auf fast 40 Prozent angestiegen – mit dem vor kurzem gerade 66 Jahre alt gewordenen Johann Book als Schulleiter der ersten Stunde.
2004 startete das Gymnasium mit der Klassenstufe fünf in den ehemaligen Räumen der Orientierungsstufe am Schulzentrum. Langsam wuchs die Schule, an Schülern, Jahrgang für Jahrgang, und auch das Gebäude nebenan.
Sein Arbeitszimmer im Aue-Geest-Gymnasium bald zu verlassen fällt ihm sichtlich schwer. „Der Tag war immer strukturiert, ich bin ein Frühaufsteher“, sagt Book. Als einer der Ersten betrat er jeden Morgen die Schule. Demnächst muss er sich für zu Hause seinen eigenen Stundenplan aufstellen. Im Sinne der offenen Ganztagsschule, zu der das Harsefelder Gymnasium 2013 wurde, ist der nachmittägliche Plan ausgefüllt. „Doppelkopf- und Skatrunden, Radfahren, Gartenarbeit, mit meiner Frau verreisen und Lesen – Freizeitaktivitäten sind genug da“, sagt Book. Beim Lernprogramm stehen eher Fragezeichen. „Vielleicht mal Sprachen nacharbeiten.“
„Ich kann heute noch eine Kuh mit der Hand melken“
Mehr als 40 Jahre lang Lehrer, neben den Stationen Harsefeld und Athenaeum auch am Vincent-Lübeck-Gymnasium, 14 Jahre lang Schulleiter. Und davor Schüler. Ja, er habe auch mal eine Sechs bekommen. Das war ausgerechnet in Geschichte, erzählt Johann Book. Sein Lehrer damals war ein Mann der alten Schule. Geschichte war für ihn das Auswendiglernen von Daten. Aber sich hinsetzen und stumpf Jahreszahlen pauken, das lag Book nicht. „Ich habe es auch später nie von meinen Schülern verlangt“, sagt der gebürtige Loruper aus dem Emsland, der über das Studienseminar nach Stade kam. Hauptsächlich wegen seines zweiten Fachs: Biologie. Aufgewachsen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern, kam Book früh mit Natur und Tieren in Berührung. Dass er sich nicht für die Nachfolge auf dem Hof eigne, sei aber schnell klar gewesen. Obgleich der heutige Stader tatkräftig mithalf, am Steuer des Treckers und im Stall. „Ich kann heute noch eine Kuh mit der Hand melken“, sagt Book.
Wo Natur und Naturwissenschaften einmal im Raum stehen, kommt die Erinnerung an 2013: Einem Chemielehrer fiel damals im Harsefelder Gymnasium eine Flasche mit Brom aus der Hand, die ganze Schule musste evakuiert werden. Acht Schüler und der Lehrer kamen mit Reizungen der Haut und der Atemwege ins Krankenhaus. Ein Zwischenfall, bei dem die Durchsage des Schulleiters zum Verlassen des Gebäudes keine Übung war. „Auf diese Erfahrung hätte ich gerne verzichtet“, sagt Book. Letztlich ging es glimpflich ab.
Gerade ist der letzte Abiturjahrgang unter Books Regie zum Abschied traditionell „randalierend“ durch die Schulflure gezogen. Die letzten Zeugnisse, der letzte Schultag, eine Abschiedsfeier Anfang der nächsten Woche, die letzten Sommerferien und die Übergabe an die Nachfolgerin. Seit Freitagmittag steht fest, dass dies die bisherige Stellvertreterin Ute Appelkamp sein wird. Sie wird die Zügel übernehmen. Übrigens dem Gemälde folgend nicht die eines Kaisers: „Wir hatten damals die Französische Revolution zum Thema“, sagt Book und blickt auf den Napoleon zu Pferde beim Überschreiten der Alpen. „Wenn man so will, ist Napoleon ein Emmanuel Macron seiner Zeit gewesen“, sagt er.
Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Frau Miriam Fehlbus (aus: TAGEBLATT vom 23.06.2018)