Studienfahrt 2014: Sommer – Sonne — PRAG
Jahrgangsstufe 11
In der ersten Juliwoche (30.06. bis 04.07.2014) fand die diesjährige Studienfahrt aller Tutoriatsgruppen des AGG Harsefeld statt. Die 96 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 reisten bei herrlichem Wetter gemeinsam mit vier Lehrerinnen und einem Lehrer nach Prag, in die Hauptstadt der Tschechischen Republik. Darüber im Folgenden ein Kursbericht:
“Nach elf „staubelasteten“ Stunden Fahrt in bequemen Reisebussen mit moderaten Fahrern kamen wir in unserem ziemlich zentral gelegenen Hotel „City Club“ an. Die Schlüsselvergabe war dann so wie die ganze Woche: Es gab viel zu tun, aber alles lief gut gelaunt und ohne Stress ab, meist harmonisch und keiner kam zu Schaden.
Nach der „Inbesitznahme“ der Zimmer und dem gemeinsamen Abendbrot in der bequem fußläufig erreichbaren Gaststätte „Legenda“ machten wir uns in kleinen Gruppen auf die Suche nach öffentlichen, gut positionierten Fernsehgeräten und fieberten mit der deutschen Nationalmannschaft um den Einzug ins Viertelfinale bei der FIFA-WM mit.
Entspannt, aber kurz war dann die Nacht und nach einem kleinen Frühstück im Hotel holten uns drei „Guides“ ab, um uns die Schönheiten der „goldenen Stadt“, wie Prag auch genannt wird, zu zeigen, u.a. besichtigten wir die Prager Burg, den Hradcin. Im Anschluss ging es für einige dann zum Shoppen „echter Fakes“ auf einen Asiatenmarkt, die anderen fuhren zwecks kurzer Ruhepause ins Hotel.
Um 16 Uhr besichtigten die Interessenten historischen Brauereihandwerkes das legendäre „U Fleku“ und erfuhren, dass es diese Brauerei bereits seit 1499 gibt, wie Bier überhaupt hergestellt wird und dass damals auch die Kinder Bier bekamen, allerdings ein Zwischen- und nicht das alkoholisierte Endprodukt: einen dicken Brei, der gelöffelt wurde.
Einige Zeit nach dem Abendbrot spazierten wir dann gemeinsam zur angeblich größten Disco Zentraleuropas „Karlovy Lazne“. Auf fünf Etagen verteilt findet man unterschiedlichste Discos, durch „spezial effects“ ergänzt, die Musik für jeden Geschmack anbieten, und man kann tanzen, tanzen, tanzen. Zum Leidwesen einiger Schüler haben wir allerdings schon um 1 Uhr morgens die „dance floors“ verlassen, als es doch eigentlich gerade erst so richtig voll und schön wurde. Aber am Mittwoch nach dem Frühstück fuhren die Busse bereits um 8.30 Uhr vom Hotel ab in Richtung Burg Karlstein. Wie praktisch, dass diese 40 km von Prag entfernt ist – „Powernapping“ für Fortgeschrittene.
Die erste Gruppe wurde in deutscher Sprache über die wechselvolle Geschichte der wohl schönsten gotischen Burg Böhmens informiert, die zweite auf Englisch, da der Guide erkrankt war. Bei welcher Führung die Aufmerksamkeit größer war, entzieht sich meiner Kenntnis. Am Nachmittag charterten wir ein Moldauschiff, um eine Stunde lang Prags Sehenswürdigkeiten, z.B. die berühmte Karlsbrücke, von der Wasserseite aus zu betrachten. Nach dem gemeinsamen Abendessen durfte dann noch „ausgeschwärmt“ werden.
Am nächsten Morgen fuhr die erste Gruppe nach einem frühen Frühstück bereits um 7.30 Uhr nach Mlada Boleslav, um dort die Skoda-Werke zu besichtigen. Dazu kurz ein paar Fakten: Die Fläche, die das Fabrikgelände einnimmt, ist größer als das Fürstentum von Monaco. Im letzten Jahr sind 20.000 Bewerbungen bei „Skoda“ eingegangen, man hätte fast die komplette Belegschaft (ca. 23.000 Menschen) auswechseln können – 500 Arbeiter wurden eingestellt. 25 Stunden dauert es, bis ein Skoda fertig ist, 1200 Fahrzeuge werden pro Tag produziert und in 130 Länder exportiert. Dabei hat alles ganz bescheiden angefangen: Zwei junge Männer, noch keine dreißig Jahre alt, gründeten 1895 ihr Unternehmen für Fahrradproduktion und ‑ersatzteile. Daraus entwickelten sich dann motorisierte Zweiräder und schließlich Autos.
Besonders interessant war es zuzuschauen, wie auf der Fertigungsstraße, einem Förderband, das sich langsam fortbewegt und nie still steht, fünf Arbeiter gleichzeitig an einem Auto arbeiten: Hintereinander kommen verschiedene Modelle unterschiedlicher Ausführungen und Farbvarianten „vorbei“ und doch erhält jedes Auto die richtigen Teile. Logistik vom Feinsten! Beachtlich ist auch, dass die Arbeiter durch innovative Ideen, die sich verwirklichen lassen, am Gewinn des Konzerns beteiligt sind.
Zur gleichen Zeit besichtigte die zweite Gruppe von Schülern das ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt, das in der NS-Zeit von den deutschen Faschisten vor allem als Transitlager für jüdische Menschen auf dem Weg in die großen Vernichtungslager genutzt wurde. Es war ein Ort des Grauens und ein Zwischenstopp in die Gaskammern. Als 1942 die Judenvernichtung begann, wurden die Opfer von hier aus in Todeslager wie Auschwitz gebracht. Bis zur Befreiung im Mai 1945 war Theresienstadt Durchgangsstation für rund 140.000 Menschen, darunter 15.000 Kinder. Es war sehr beklemmend, sich vorzustellen, dass hier 30.000 Menschen an Hunger, Seuchen und Misshandlungen starben. Auch Hinrichtungen fanden dort statt.
Der Nachmittag wurde von den Schülern genutzt, um die nachhaltigen Eindrücke zu verarbeiten. Nach dem Abendbrot besuchten wir gemeinsam das Schwarzlichttheater „Image“. Pantomimisch, tänzerisch und ein wenig „klamaukig“ war die Vorstellung und sie wurde von den Schülern unterschiedlich bewertet.
Nach einem letzten abendlichen Bummel durch Prag mussten dann bereits die Koffer wieder gepackt und die Zimmer aufgeräumt werden, denn am Freitag wollten wir so schnell wie möglich nach Hause, um das Fußballspiel unserer Elf gegen Frankreich nicht zu verpassen. Leider kam es durch besondere Umstände zu Verzögerungen und wir trafen erst nach dem „Tooor!“ in Harsefeld ein. Man sagt: Wenn Engel reisen, dann lache der Himmel. Wir hatten wunderbares Wetter mit nur kleinen, unbedeutenden Schauern.
Es war eine erlebnisreiche, anstrengende, aber sehr schöne Woche für alle Beteiligten und wir als Lehrer bedanken uns bei unseren Schülern dafür.”