Polenaustausch Wisła-Harsefeld
Maria Stumpfögger
Bereits zum fünften Mal findet in diesem Schuljahr ein zehntägiger Austausch mit unserer polnischen Partnerschule in Wisła statt. Teilnehmer sind 21 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8. Nachdem die deutsche Gruppe Anfang Februar Wisła besucht hat und die Gastfreundschaft der polnischen Familien erleben durfte, laufen nun die Vorbereitungen für den Rückbesuch der polnischen Gruppe Ende Mai / Anfang Juni auf Hochtouren. Im Folgenden nähere Informationen darüber sowie ein umfänglicher Bericht der Harsefelder über ihren Aufenthalt in Polen.
An der Vorbereitung und Gestaltung des Programms für den Gegenbesuch sind die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Polenaustausch-AG beteiligt, die sich vierzehntägig trifft. Organisation und Begleitung liegen in den Händen von Frau Stumpfögger und Herrn Jankowski. Auf polnischer Seite haben Frau Oziemkiewicz und Frau Ochman für das Gelingen des Projekts und einen sehr abwechslungs- und erlebnisreichen Aufenthalt in Wisła gesorgt. Davon zeugt der nachstehende Bericht der Harsefelder Gruppe. Dafür werden wir uns beim Rückbesuch gerne so gut als möglich „revanchieren“.
Gefördert wird der Austausch vom Deutsch-polnischen Jugendwerk, das Begegnungen von Jugendlichen beider Länder einen hohen Wert beimisst, da diese viel dazu beitragen können, gegenseitiges Verständnis zu entwickeln.
Hier der Bericht der Harsefelder Gruppe:
Mittwoch, 03.02.2016
Am frühen Morgen trafen wir uns auf dem Bahnhof in Buxtehude. Alle hatten große Koffer dabei und wir freuten uns sehr auf Polen. Nach dem Abschied von unseren Eltern fuhren wir mit der S‑Bahn nach Hamburg und stiegen dort in einen Zug nach Berlin um. In der Bahn nach Berlin hatten wir reservierte Abteile, dort saßen wir mit einigen Freunden, hörten Musik oder holten das Frühstück nach. In Berlin stiegen wir in einen Fernbus um, der uns nach Polen bringen sollte. Als wir die Grenze passierten, wurden die Ausweise kontrolliert.
Während der Fahrt geschlafen haben nur wenige, denn alle waren ein bisschen gespannt auf das, was uns erwartete. Bis wir am Busbahnhof in Kattowitz eintrafen, war es schon dunkel. Dort wurden wir von den polnischen Lehrerinnen mit einem weiteren Bus abgeholt.
Gegen halb neun kamen wir dann endlich in Wisła an. In der Kantine im Schulkeller warteten unsere Austauschpartner und Gasteltern auf uns. Viele fanden ihre Partner gleich, weil es vorher schon einen regen Kontakt und Bilderaustausch gegeben hatte. Nach der Begrüßungsrede der Schulleiterin fuhren wir zu unseren Familien. Dort gab es noch etwas zu essen und wir übergaben unsere Mitbringsel aus Deutschland als Dankeschön für die freundliche Aufnahme.
Donnerstag, 04.02.16
Unser erster vollständiger Tag in Wisła begann mit dem Besuch im örtlichen Schwimmbad im Hotel Gołębiewski. Dank mehrerer Rutschen, einem Wellenbecken und einem Whirlpool war es ein spaßiger und entspannter Einstieg in den Tag. Nach unserer Rückkehr zur Schule erkundeten wir unter Führung unserer polnischen Partner das Gebäude und erfuhren etwas über die Organisation der Schule. In Polen kommen die Schüler zu den Lehrern in den Klassenraum, nicht umgekehrt. Zudem gibt es keine zweistündigen Blöcke wie bei uns in Harsefeld.
Danach gab es Mittagessen in der Schulmensa. Am Nachmittag erkundeten wir Wisła im Zuge einer Rallye. Anschließend versammelten wir uns in der Schulturnhalle, wo uns ein Film über Wisla gezeigt wurde. Danach spielten wir dort verschiedene Spiele, zum Beispiel „Obstsalat“, bei dem es besonders lebhaft zuging. Zum Abschluss der gemeinsamen Aktivitäten ließen wir uns paarweise mit unseren polnischen Partnern fotografieren.
Freitag, 05.02.16
Am Freitagmorgen traf sich die gesamte deutsch-polnische Gruppe an der Skipiste in Nowa Osada. Einige Schüler brachten eine Skiausrüstung von ihren Gastfamilien mit, andere hingegen mussten sie sich vor Ort ausleihen. Die Gruppe wurde in erfahrene Skifahrer (größtenteils Polen) und Anfänger (größtenteils Deutsche) aufgeteilt. Die Anfänger machten Trockenübungen und unter der Anleitung von Skilehrern erste Fahrversuche auf der kleinen Piste, während die anderen auf der größeren frei fahren durften. Dass es überhaupt Schnee zum Skifahren gab, lag an Schneekanonen, die nachts Schnee produzierten, denn wegen der milden Wintertemperaturen waren Wisła und Umgebung ansonsten schneefrei.
Nach dem Skifahren fuhren wir zum Mittagessen in die Schule. Nach dem Essen stand ein Bus bereit, der uns zum „Brothaus“ fuhr. Dort erzählte man uns etwas über traditionelle Herstellungsmethoden von Mehl und Milchprodukten und die Gewinnung von Honig. Die alten Geräte waren nicht nur zum Ansehen, sondern konnten teilweise auch ausprobiert werden. Später formten wir kleine Brotfladen, die im Holzofen gebacken wurden. Diese durften wir gleich mit selbstgemachter Butter und frischem Quark essen. Am späten Nachmittag kehrten wir zur Schule zurück und wurden von den Eltern abgeholt.
Samstag, 06.02.16
Am Samstagmorgen konnten wir endlich das erste Mal richtig ausschlafen. Vormittags hatten wir Zeit, mit unseren Austauschpartnern etwas zu unternehmen. Am Nachmittag trafen wir uns alle gegen 13:30 Uhr in Nowa Osada, um an einer Kutschfahrt teilzunehmen. Eigentlich war eine Schlittenfahrt geplant gewesen, aber dafür fehlte es an Schnee. Nach etwa 20 Minuten Fahrt kamen wir an einer Hütte an, wo wir am offenen Feuer Würstchen grillen konnten und auch andere deftige Kleinigkeiten zu essen bekamen.
Danach ging es wieder zurück und zu Fuß zu einem kleinen Hotel. Nach einer Wartepause im Kellergeschoß wurde die Disco für uns frei gegeben. Wir hatten viel Spaß bei Karaoke und Tanz. Wer noch Hunger hatte, konnte sich den Bauch mit reichlich Suppe füllen. Nach und nach wurden alle abgeholt und ein schöner Tag ging zu Ende.
Die gemeinsamen Unternehmungen am Samstag hatten Gasteltern organisiert. Was am Sonntag unternommen wurde, blieb den einzelnen Gastfamilien und den Austauschpartnern überlassen und so verbrachte ihn jeder anders.
Montag, 08.02.2016
Am Montag ging es früh morgens mit dem Bus nach Krakau, in die ehemalige Hauptstadt Polens. Nach dreieinhalb Stunden Fahrt wurden wir dort von einer Stadtführerin empfangen, die nicht nur polnisch sprach, sondern auch Deutsch beherrschte. Direkt an der Weichsel entlang ging es dann zum Wawel, einem Hügel, der aus früheren Zeiten von einer Schutzmauer umgeben ist. Auf dem Wawel selbst befindet sich unter anderem eine große Kathedrale, die wir besichtigt haben. Anschließend wurden wir durch die Stadt bis zum Marktplatz im Zentrum Krakaus geführt. Dort besichtigten wir die Marienkirche mit dem berühmten Veit-Stoß-Altar. Kurz nachdem wir die Kirche verlassen hatten, konnten wir eine alte Tradition miterleben: In Krakau wird zu jeder vollen Stunde eine Melodie auf einer Trompete aus dem Glockenturm in alle vier Himmelsrichtungen gespielt.
Danach hatten wir Freizeit und durften uns in kleinen Gruppen die Zeit vertreiben. Beliebte Anlaufstellen waren McDonald’s, Starbucks oder das Hard Rock Cafe. In der freien Zeit wurden aber auch Mitbringsel für die Familien zu Hause gekauft.
Dienstag, 09.02.2016
Am Dienstag trafen wir uns um 8:00 Uhr wieder in Nowa Osada, um Ski zu fahren. Dort konnten wir bis circa 10:30 Uhr auf den unterschiedlich schweren Skipisten fahren. Am Anfang blieben viele zunächst noch mit den Skilehrern auf der Anfängerpiste. Die Erfahrenen sausten dagegen schon nach geringer Zeit wie die Profis auf der schwierigeren Piste den Berg hinunter. Zum Ende hin konnte sogar der Großteil der Anfänger mit Unterstützung zweier Skilehrer die schwere Piste hinunterfahren. Dabei hatten alle sehr viel Spaß und freuten sich sehr über ihren Erfolg im Skifahren. Anschließend fuhren wir mit dem Bus zur Adam-Malysz-Skischanze. Mit dem Sessellift ging es den Berg hoch, um die Skischanze aus der Perspektive der Skispringer sehen zu können. Oben stiegen wir auf den Besucherturm, von dem aus wir einen sensationellen Blick auf die Skischanze hatten.
Nach der Besichtigung ging es mit dem Bus zur Schule, um zu essen. Als Vorspeise gab es wie üblich eine Suppe, als Hauptgericht Kartoffeln mit Fleisch und Soße und zum Trinken Tee. Danach ging es sofort weiter mit dem Bus zum Hotel Stok, das in der Nähe lag. Dort waren für uns vier Bowlingbahnen reserviert. Während des zweistündigen Aufenthalts hatten alle, sogar die Lehrer, sehr viel Spaß. Anschließend kehrten wir in unsere Gastfamilien zurück.
Mittwoch, 10.02.2016
Der Besuch von Auschwitz fand nur mit unserer deutschen Gruppe statt. Die Fahrt dorthin dauerte ungefähr anderthalb Stunden. Gleich nach der Ankunft mussten wir durch einen Sicherheitscheck. Dahinter wartete eine nette Frau auf uns, die uns durch das ehemalige Konzentrationslager führte, uns alles zeigte und Erklärungen zu den Fotos, Dokumenten, Gegenständen und Gebäuden gab. Nach ungefähr anderthalb Stunden war der erste Teil der Führung beendet und wir fuhren mit unserer Begleiterin weiter nach Birkenau, was nur 10 Minuten weit entfernt lag.
Leider war das Wetter den ganzen Tag nicht optimal, weshalb wir unsere Führungsroute kürzen mussten. Bei Nieselregen durchquerten wir das riesige Gelände. Trotz des schlechten Wetters hielten wir gut durch, denn die Führung war sehr interessant und lehrreich und man konnte sich die ganzen schlimmen Ereignisse besser vorstellen. Nach der Führung fuhren wir nach Wisła zurück und wurden gegen 16:30 Uhr an der Schule von unseren Austauschpartnern abgeholt.
Donnerstag, 11.02.2016
Am letzten Tag unseres Aufenthalts konnten wir gemeinsam mit unseren Austauschpartnern den Schulalltag erleben und an Schulstunden teilnehmen. Dabei hatten ein paar Klassen ein wenig Glück, da die ersten beiden Stunden entfielen. Für manche wurde es so ein sehr kurzer Schultag. Im Unterricht konnten wir beobachten, dass die Lehrer genauso wie in Deutschland Arbeitsmaterial (in Form von Arbeitsblättern etc.) parat haben und sich sehr offen und herzlich mit den Schülern beschäftigen. Insgesamt war der Schultag sehr interessant, denn einiges war auch anders und neu für uns.
Um 12 Uhr gab es in der Schulkantine Essen, danach gingen wir zusammen mit den Austauschpartnern zurück nach Hause. Dort hatten wir bis 17 Uhr Zeit, um unser Reisegepäck zu packen und um die restliche Zeit in den polnischen Familien zu genießen.
Am Spätnachmittag trafen wir uns alle wieder. Mittlerweile war Schnee gefallen und so stand einer Fahrt mit Pferdeschlitten diesmal nichts im Wege. Es ging an einem Bach entlang durch den Winterwald. Wir kamen an einer Hütte an, in der es sehr gemütlich war. Vorbereitet war ein Feuer, wo man sich das Essen zubereiten konnte, im Hintergrund lief Musik und es wurde ein Wettspiel veranstaltet, für das wir polnisch-deutsche Mannschaften bildeten. Noch mehr Spaß machte anschließend eine ausgiebige Schneeballschlacht vor der Hütte. Für die Rückfahrt im Dunkeln wurden die Pferdeschlitten mit Fackeln bestückt. Am Treffpunkt wurden wir von den Eltern abgeholt. Dieser letzte Abend mit den Polen mit Schlittenfahrt, Lagerfeuer und Schneeballschlacht war ein schöner Ausklang, der besonders in Erinnerung bleibt.
Freitag, 12.02.2016
Am Tag der Abfahrt stand vor der Schule früh der Bus für uns bereit. Beim Abschied von unseren Austauschpartnern liefen viele Tränen und die meisten wollten am liebsten noch dort bleiben. Schließlich mussten wir doch in den Bus steigen. Vielen ging es an dem Tag nicht so gut. Manche fürchteten auch, sich bei der Schneeballschlacht am Abend davor erkältet zu haben. Es wartete wieder eine lange Fahrt auf uns, wir mussten die gleiche Strecke wie auf der Hinfahrt zurücklegen. Gegen 22:00 Uhr kamen wir in Buxtehude an, wo uns unsere Familien in Empfang nahmen.
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