Nahost-Experte vor Ort
Sven Hamburg
Ein halbes Jahr im Nahen Osten, ein halbes Jahr auf Reisen durch die Bildungseinrichtungen Deutschlands – und das seit geraumer Zeit: Claus Herbst, ein Mann, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat, besuchte am 26.09.2014 das Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld, um auch in diesem Jahr über die Konflikte in Nahost und deren Hintergründe zu berichten sowie die Schülerinnen und Schüler zu einer Diskussion über drängende Fragen zu diesen Themen einzuladen. Im Vordergrund stand dabei der Kampf gegen den „IS“, welcher zurzeit im Irak und in Syrien die Bevölkerung terrorisiert.
Nach einem Einstieg mit Hintergrundinformationen zur Erhöhung des Verständnisses grenzte sich der Referent klar von der Sichtweise ab, die den Religionen die Verantwortung für die Konflikte in diesen Gebieten geben. Eine Sichtweise, die für Herrn Herbst völlig unverständlich sei, denn ein einfacher Blick in die Historie Europas beweise seiner Ansicht nach das Gegenteil: „Revolutionen brauchen Zeit“. Zwei Problemkomplexe wurden von Claus Herbst aufgezeigt: Das Aufzwingen der eigenen politischen Vorstellungen durch den Westen und dessen fehlende Glaubwürdigkeit, denn „wir tun nicht das, was wir sagen“.
Einerseits stehe beispielsweise die EU für Demokratie, Pluralität und Meinungsfreiheit, doch andererseits werde aus wirtschaftlichen und stabilitätsorientierten Erwägungen zu eng mit den autoritären und repressiven Regimen dieser Länder kooperiert. Jedoch sei der Sturz dieser Machtapparate auch erst eine Hürde, der noch Probleme in der Bildungs- und Erziehungspolitik sowie der Verkrustung der islamischen Theologie folgen würden. Darüber hinaus sei eine unabhängige Justiz nötig, um Meinungsvielfalt und die Wahrung der Menschenrechte zu gewährleisten.
In der anschließenden Diskussion wurden Fragen nach einer Strategie gegen den „IS“ und dessen finanzielle und militärische Infrastruktur sowie für eine Verbesserung der Lage in den betroffenen Ländern thematisiert. Die außenpolitische Rolle Deutschlands im Allgemeinen sowie eine Strategie für die internationale Einbindung der Bundeswehr in die Lösung internationaler Konflikte flossen ebenfalls in die Diskussion mit ein.
Das Ziel, ebenfalls über die Spannungen zwischen Israel und Palästina zu sprechen, wurde leider aus zeitlichen Gründen nicht erreicht, was in Anbetracht der Komplexität der beiden Themen auch nahezu utopisch ist. Trotzdem erreichte der Referent sein Ziel, Interesse bei den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe zu wecken und sie gleichzeitig für das Thema zu sensibilisieren. Deshalb bedankt sich das Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld, auch im Namen der Schüler, bei Claus Herbst für seinen Besuch.