MIG-Präsentation: Im Kreuzverhör kritischer Kunden
Diedrich Hinrichs
Kreativität, Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge und ein überzeugendes Auftreten sind vonseiten der Vorstandsvorsitzenden dreier Unternehmen, bestehend aus Schülerinnen und Schülern der Klasse 10 F3, in der letzten Schulwoche vor den Osterferien gefragt gewesen, als es für sie galt, auf dem Präsentationsabend des nunmehr schon zum fünften Mal am Gymnasium Harsefeld durchgeführten Management Information Game (22.03.2012) zu dem jeweils von ihnen entwickelten technischen Produkt und Marketingmodell einem investitionsbereiten, durchaus aber auch kritisch nachfragenden Kreis von Geschäftskunden Rede und Antwort zu stehen.
Der Sonderauftrag im diesjährigen Management Information Game (MIG), einen alltagstauglichen „elektronischen Kleidungsberater“ exklusiv für einen Großauftraggeber zu entwickeln, seine Vermarktung betriebswirtschaftlich zu planen und zudem auch Vorschläge für ein maßgeschneidertes Werbekonzept zu unterbreiten, erforderte von den verantwortlichen Unternehmensleitungen der „PROtec AG“, der „Star-Tech AG“ sowie der „Seventronics AG“ — neben allem Bemühen um ausgeglichene Geschäftsbilanzen — zugleich auch, den kreativen Ideenstrom ergiebig sprudeln zu lassen.
Von den vorzüglichen Ergebnissen dergestaltiger intensiver Anstrengungen konnten sich dann auch die geladenen Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung auf dem MIG-Präsentationsabend im Hause der Steuerberatung Ludigkeit + Säland nachhaltig überzeugen, die Uwe Ludigkeit als Gastgeber und OStD Johann Book im Namen des Gymnasiums Harsefeld an diesem Abend herzlich begrüßen konnten. In seinem Grußwort hob Letztgenannter hervor, dass das mit großzügiger Unterstützung der örtlichen Wirtschaft arrangierte Wochenseminar und Planspiel unseren Zehntklässlern nun schon im fünften Jahr hintereinander ermögliche, „Unternehmer auf Zeit“ mit allen Risiken und Engagement zu sein und dadurch wirtschaftliche Zusammenhänge mit großem Praxisbezug kennenzulernen. Dieser wichtige, anderenorts nicht immer selbstverständliche Kontakt zwischen Schule und Wirtschaft ergänze am Harsefelder Gymnasium geradezu idealiter die im Unterrichtsfach Politik/Wirtschaft theoretisch vermittelte Grundbildung.
Ebenso wie nachfolgend auch Hannah Fuhr für die Klasse 10 F3 dankte Herr Book nochmals allen Sponsoren (Nordmetall e.V., Andreas Viebrock GmbH, Eisbär-Eis Gmbh, Volksbank Geest eG, Conath Immobilien, EWE AG, sowie Ludigkeit + Säland), dem Fachlehrer StR Mirco Jankowski, insbesondere aber Andreas Mätzold, der auch in diesem Jahr das MIG-Seminar leitete und aus Schülersicht dafür verantwortlich zeichnete, dass die vergangenen Tage — und zuweilen auch die Nächte — für sie „zur anstrengendsten Woche, die wir im Schuljahr hatten“, geriet, und der es im Verlauf des Planspiels immer wieder verstanden hatte, „aus kleinen Unternehmenskrisen noch größere zu machen“, was Hannah vor den Anwesenden augenzwinkernd als Interna bewusst ausplauderte.
Der auf diese Weise „Kompromittierte“ dagegen lobte alle jungen Führungskräfte und bescheinigte ihnen eine uneingeschränkte Eignung für die Wirtschaft. In ihren „lebendigen Unternehmen“ hätten die Schüler/innen ein tolles Engagement gezeigt, stets kühl mit Zahlen kalkuliert und sich vor allem den komplexen Aufgaben vorbehaltlos und unverzüglich gestellt. Diese Entscheidungsfreude und der gezeigte Biss würden nicht nur einem Unternehmen im Planspiel ermöglichen, „den Kopf über Wasser haltend am Markt zu bestehen“, so dass Andreas Mätzold den versammelten Gästen schon zu diesem Zeitpunkt empfahl, im Anschluss an die drei sodann erfolgenden Präsentationen den persönlichen Kontakt mit den Management-Nachwuchskräften gleich vor Ort aufzunehmen.
Die Produktpräsentationen der drei MIG-Unternehmen mit anschließenden Fragerunden, für die meisten Beteiligten der Höhepunkt des gesamten Planspiels, bewies dann wieder einmal die Richtigkeit der Tatsache, dass subjektiv empfundene Zeit relativ ist: Relativ kurz, wenn der „Beautymaxx“, das „Smart Beauty“ oder der „Star-Scan“ als innovative Entwicklungen wort- und bildreich en detail in nur zehn Minuten angepriesen werden müssen — relativ lang, sobald man sich für dieselbe Dauer interessierter oder gar auch kritischer Nachfragen in einem wahren „Kreuzverhör der Einkäufer“ ausgesetzt sieht.
Aber beides schien keine der siebenköpfigen Führungsriegen der drei Start-up-Unternehmen sonderlich in größere Verlegenheit zu bringen. Und schließlich überzeugten alle ihre „Geschäftskunden“ durch stringente Argumentation, anschauliche Darstellungen der Produkte, plausible Kalkulationen, Stilsicherheit im Auftreten oder möglicherweise sogar durch die ausgeteilten Werbegeschenke, so dass die Entscheidung, welches „Angebotspaket“ den Zuspruch der Käufer finden bzw. die Stimmen der Gästejury erhalten würde, mit Spannung erwartet werden durfte.
Am Ende fiel die Kaufentscheidung der Anwesenden mehrheitlich auf das „Smart Beauty“ der „Seventronics AG“, der ebenso wie den beiden anderen Unternehmen entsprechend ihres erzielten Stimmenergebnisses ein Gewinnbeitrag in der jeweiligen Geschäftsbilanz gutgeschrieben wurde. Auf die Beschreibung der technischen Spezifikationen der vorgestellten innovativen Geräte oder ihres Designs sei allerdings an dieser Stelle aus leicht nachvollziehbarer Sorge vor den allgegenwärtigen Auswüchsen an Produktpiraterie ausdrücklich verzichtet. Und nicht zu Unrecht: Das auszugsweise nachfolgend hier veröffentlichte Fotomaterial eines ungebetenen Gastes der Veranstaltung konnte am gleichen Abend sichergestellt und ein offensichtlicher Fall von unverhohlener Industriespionage somit gerade noch verhindert werden.
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Fotos: Diedrich Hinrichs