Das Fach Kunst
Fachschaft Kunst
Mit dem folgenden Text möchten wir, die Lehrerinnen der Fachschaft Kunst, einmal darzustellen, wie wir unsere Arbeit im pädagogischen und künstlerischen Sinn verstehen. Denn neben den curricularen Vorgaben und dem schulinternen Lehrplan, der aus der Auseinandersetzung mit diesen hervorgeht, gibt es auch die pädagogische Ebene, die Begegnung von Lehrern und Schülern in der Arbeit. Lehrpläne ändern sich, wir erhalten neue Vorgaben, in die wir uns manchmal auch selber erst einarbeiten müssen und haben zugleich, aus unserer Arbeitspraxis heraus, ein Gefühl für Themen und die Altersangemessenheit der Umsetzung entwickelt.
Doch natürlich machen sich auch in unserem Fachbereich gesellschaftliche Veränderungen bemerkbar, nicht immer im positiven Sinne. Gerade angesichts einer überbordenden Bildervielfalt in der Buntheit von Fernsehen, Film, Werbung und Internet verschwindet zunehmend das Vertrauen in die eigene Bildgestaltung. Es gibt immer irgendwo etwas, das schöner, perfekter, knalliger ist als das, was ich selber herstellen kann. Und so versuchen wir mit unserer Arbeit auch, Fähigkeiten zu entwickeln und sie zu erhalten, die nicht immer modern erscheinen mögen.
Künstlerisch-handwerkliche Fertigkeiten und Ausdauer und Geduld lassen sich nicht mit den Fingern an der Tastatur entwickeln. Wir zeichnen, malen, experimentieren, werkeln, plastizieren, drucken und töpfern, immer auch in dem Bewusstsein, das nicht das schnelle Produkt im Vordergrund steht, sondern das Erlernen von Grundfertigkeiten, die sich in den Jahren bis zum Abitur aufbauen, und die nicht nur für das Fach Kunst benötigt werden. Das beinhaltet auch, das etwas misslingt, dass ich erst hinterher weiß, wie es besser geht. Und es beinhaltet die Erfahrung, dass ich mich bisweilen abmühen und auch ärgern muss, dass der Weg anstrengend ist, um das Erfolgserlebnis zu haben: Ich habe etwas geschafft, ich kann etwas, das ich vorher nicht konnte — und es gefällt mir.
Dass in diesem Sinne Kunst nicht ein Fach sein kann, das man nur zum Ausgleich und als Gegenpol zu anderen Fächern stellt, versteht sich. Aber in dieser Hinsicht brauchen wir manchmal auch die Unterstützung der Eltern, die Werke ihrer Kinder ernst nehmen und schätzen, und nicht als „Das-kann-ja-wohl-weg“ entsorgen.
Wir stellen die Materialien zur Verfügung und unser Wissen, und manchmal geht es zu wie bei einem Werkstattmeister in der Lehre. Man muss zuhören, sich etwas sagen lassen und das machen, was die Aufgabe (und die Lehrerin) vorgibt. Neues lernen, üben und anwenden. Und manchmal muss man sich auch noch selber etwas ausdenken. Auf dem Weg zum Abitur häufeln sich im günstigen Fall genügend Techniken und Methoden an, so dass unsere SchülerInnen zunehmend in der Lage sein sollen, eigenständige Werkideen zu entwerfen und mit unserer begleitenden Unterstützung selbständig umzusetzen. Auch kann das Vertrauen in die eigenen Gestaltungskräfte helfen, sich gegen die große, vorgefertigte Bilderwelt kritisch zu behaupten.
Gleichzeitig verstehen wir unsere Aufgabe auch derart, dass wir junge Menschen an Kunst verschiedenster Art heranführen möchten. Denn gerade an einer Schule im ländlichen Bereich ist es nicht selbstverständlich, Begegnungen mit Kunst zu erleben, und erst recht nicht mit Kunst, die nicht auf Anhieb zu verstehen ist. Dabei können die SchülerInnen erfahren, dass sich Wege zu Kunstwerken eröffnen, wenn man sich nur richtig damit beschäftigt; plötzlich werden Werke verstanden und es gefällt einem ein Kunststück, das man vorher nur mit Kopfschütteln angesehen hat. Dabei haben all diese Begegnungen mit Kunst im Praktischen wie in der Betrachtung immer mit innerem Erleben zu tun, denn dass man an seine Empfindungen und Gefühle anschließt, diese bewusst wahrnimmt, sie benennen kann und mit anderen teilt, ist in unserer Zeit nicht mehr selbstverständlich.
Natürlich glauben wir, dass Kunst witzig ist. Und genauso ernsthaft. Und dass sie schlauer macht, toleranter und mutiger, feinfühliger und wacher; dass sie helfen kann, den Menschen ordentlich in die Welt zu stellen.