“Jugend debattiert” in Berlin
Diedrich Hinrichs
Zunächst noch als Einzelkämpfer und in der Hauptstadt auf sich allein gestellt, nahm Marc-Jonas Vogt vom Gymnasium Harsefeld als niedersächsischer Landessieger nun auch am diesjährigen Finale „Jugend debattiert“ Anfang des Monats in Berlin teil (03.06. — 05.06.2011). Für den Redewettstreit um den Titel eines Bundessiegers hatten sich die letzten 63 Mitbewerber von rund 100.000 teilnehmenden Schülerinnen und Schülern aller Bundesländer in mehreren Wettbewerbsrunden qualifiziert. Erneut wusste der Neuntklässler in den einzelnen Debatten mit seiner Sachkenntnis und Gesprächsfähigkeit zu überzeugen, der Einzug in die finale Debatte der besten vier „Meisterredner“ seiner Altersgruppe, die im Auswärtigen Amt im Beisein des Bundespräsidenten Christian Wulff stattfand, blieb ihm jedoch vorläufig noch verwehrt.
Die Konkurrenz hatte mit Sekundanten, manche sogar mit mehreren Sparringspartnern die Reise nach Berlin angetreten. Marc-Jonas Vogt machte sich dagegen allein auf den Weg in die deutsche Hauptstadt, in der schon J.F. Kennedy 1963 („Ich bin ein Berliner.“) und M. Gorbatschow 1989 („Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“) mit bedeutenden Reden und ihren zu historischen Zitaten gewordenen Worten weltweite Berühmtheit erlangten. Durchaus bescheidenere Ziele verfolgte dagegen der Harsefelder Gymnasiast bei seiner erstmaligen Teilnahme am Bundesfinale „Jugend debattiert“, galt es doch für ihn zunächst einmal, sich in seinen Rededuellen gegen 15 Landessieger/innen und 16 weitere Zweitplatzierte der vorausgegangenen Runde möglichst achtbar zu behaupten, wenngleich sich verständlicherweise wohl alle Teilnehmer/innen an diesem Wettbewerb einen Finaleinzug erhoffen.
Zwei Qualifikationsrunden waren am Tag nach der Anreise nach bekanntem Ablaufmuster der Debatten zu bestreiten, auf die sich Marc-Jonas knapp zwei Wochen als „Einzelkämpfer“ und gemeinsam in einem zuvor für alle Wettbewerber abgehaltenen Rhetorik-Seminar „thematisch“ und „mental“ vorbereiten konnte. In diesen „Vorrunden“ hatte er mit jeweils drei anderen Jugendlichen über die Sinnhaftigkeit einer gesetzlichen Regelung der nächtlichen Straßenbeleuchtung sowie über die Frage, ob Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden sollten, kontrovers zu diskutieren. Zudem musste er es in den Debatten versuchen zu vermeiden, sich nicht durch die Argumente der Kontrahenten aus dem Konzept bringen zu lassen. Zwar gelang all dies Marc-Jonas in seiner ihm eigenen souveränen Art und Weise, zum Einzug in das Bundesfinale reichte es aber zumindest in diesem Jahr für ihn noch nicht.
So konnte er am folgenden Tag — nunmehr zusammen mit seinen angereisten Eltern — entspannt und durchaus zufrieden mit dem von ihm Erreichten die von einer „Ikone des Polit-Talks“ (Sandra Maischberger) moderierte Abschlussveranstaltung des diesjährigen Wettbewerbs sowie die beiden „Finaldebatten“ verfolgen. Und bei der Preisverleihung, vorgenommen durch den Bundespräsidenten Christian Wulff, mag ihm vielleicht noch einmal durch den Kopf gegangen sein, dass er als Sieger des niedersächsischen Landeswettbewerbs 2011 kürzlich selber schon ähnlich im Rampenlicht gestanden hatte wie die frisch gekürte Bundessiegerin Carlotta Schramm. Die Fünfzehnjährige aus Baden-Württemberg hatte aus Sicht der Jury, passend im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen im eigenen Land, trefflich mit ihren drei Mitstreiterinnen über den Einsatz des Videobeweises zu debattieren gewusst.