Erlebnispädagogik bei Kerzenschein
Von Ute Appelkamp
Auch in diesem Jahr führte die Kennenlernfahrt unsere fünften Klassen vor den Herbstferien (08. bis 12.10.2012) in Begleitung ihrer Klassenleitungen in die Jugendherberge Wingst. Das Ziel dieser früh im Schuljahr angesetzten Fahrt, die zum erstenmal zwei Übernachtungen beinhaltete, ist es, den am Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld neuen Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten zu bieten, einander auf vielfältige Weise kennenzulernen, neue Bindungen zu knüpfen und gegenseitiges Vertrauen zu entwickeln und so eine gute Klassengemeinschaft aufzubauen.
In der Wingst erwartete die Schüler nicht nur das „Maskottchen“ der Herberge in Gestalt eines Hundesenioren namens „Joker“, sondern vor allem ein durch die Firma „Komm.aktiv“ ausgerichtetes erlebnispädagogisches Programm. Dieses absolvierten die fünf Klassen in zwei Gruppen zeitlicher Staffelung vom 8. — 10. und 10. ‑12. Oktober unter Anleitung von zwei, manchmal sogar drei ausgesprochen netten Trainern. Auch das teils feuchte und kühle herbstliche Wetter vermochte es glücklicherweise nicht, die Stimmung der Schüler zu verderben; vielmehr galt es, auch unter eigenwilligen klimatischen Umständen „Klasse“ zu werden.
Die erste Herausforderung, das eigenhändige Beziehen der Betten, meisterten alle nach einigen Anläufen erfolgreich, sodass am Nachmittag des Ankunftstages, gestärkt durch eine Portion Nudeln oder Kartoffelsuppe aus der Herbergsküche, die ersten Übungen reibungslos beginnen konnten.
Dabei durchliefen nicht alle Gruppen exakt dasselbe Programm, sondern es wurden verschiedene Spiele angeboten, wobei vor allem gegenseitiger Respekt, Zuhören, Rücksichtnahme und Gemeinschaft im Zentrum der Aktivitäten standen. Während z.B. die eine Gruppe möglichst viele Mitschüler aus einem imaginären Eismeer fischen musste oder die erlebnispädagogische Trophäe „Horst“ von den Trainern erobern musste, übten sich andere im gemeinschaftlich zu koordinierenden Seilsprung beim „Fliegenfallen-Vermeiden“.
Fast alle Gruppen gingen an einem der beiden Abende auch im Dunkeln noch einmal gemeinsam auf Tour: schweigendes Laufen im Walde, um die Dunkelheit „zu hören“, „Eule und Falter“ spielen oder ein Stück „Solo-Lauf“ durch die Nacht — den, wer wollte, aber auch zu zweit oder dritt absolvieren durfte -, wobei aus den benachbarten Gehegen des Tierparks bedrohliche Geräusche zu vernehmen waren.
Der zweite Tag startete bei den meisten mit einer spielerischen Reise durch die Evolution, bei der einmal mehr im Vordergrund stand, zusammenzufinden. Später begaben sich die Klassen in den angrenzenden Wald, in dem weitaus schwierigere Aufgaben auf sie warteten. Die Schülerinnen und Schüler mussten sich nach verschiedenen vorbereitenden Spielen an Kletterwänden oder beim „Eichhörnchenflug“ bewähren und in einem Geländespiel Teamgeist und ein gebührendes Maß an Umsicht beweisen, indem sie unter schwierigen Voraussetzungen den Gefahren eines „lebensbedrohlichen“ Morasts oder anderer Widrigkeiten z. B. beim Murmelbahnbauen zu trotzen hatten.
Wer bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Nachtwanderung im Programm hatte, hatte nun das Vergnügen; andere fanden sich zum Klassenabend im Gruppenraum ein oder werteten das am Tage Erlebte und auf den Erkundungsgängen Gesammelte auf kreative Weise in gemeinsamer Runde bei Kerzenlicht aus und brachten so ihre Mitschüler auf kreative Weise „zum Leuchten“. Die Zubettgehzeit gestaltete sich auch für die mitgereisten Lehrkräfte recht angenehm: Zwar wurde auch nach dem Löschen des Lichtes noch erzählt, gekichert und gelacht, aber nach einer Weile waren dann doch alle müde, schließlich hatte man sich viele Stunden draußen bewegt und viele Eindrücke zu verdauen.
Am letzten Tag traten alle Gruppen die Heimreise nach Harsefeld an, wo nicht wenige Eltern darauf warteten, ihre Kinder in Empfang zu nehmen. So kehrten wir alle nach erlebnisreichen Tagen und um manche Erfahrung reicher in den gymnasialen Schulalltag zurück (Gruppe 1) oder verabschiedeten uns auf dem Schulparkplatz zunächst ins Wochenende (Gruppe 2).
Begleitet wurden die fünf Klassen der Jahrgangsstufe 5 in diesem Schuljahr von ihren Klassenleitungen Frau Ahl, Frau Syring, Frau Greier, Frau Bahr und Herrn Kuhnert sowie von Frau Appelkamp und Herrn Sczeponik.
Symbolfoto: AGG Harsefeld