Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld
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Ein­drucks­voll: Syn­ago­gen-Besuch in Hamburg

Anni­ka Bartels und Lea Müller

Anfang die­ser Woche (02.07.2012) bra­chen die Reli­gi­ons­schü­ler der Jahr­gangs­stu­fe 8 in Beglei­tung von Frau StR´ Susan­ne Geb­ben und Frau StR´ Sil­ke Hühn­lein von Har­se­feld aus nach Ham­burg auf, um in der Ham­bur­ger Syn­ago­ge Wis­sens­wer­tes über das Juden­tum sowie über bedeut­sa­me Gebo­te und Ritua­le der jüdi­sche Reli­gi­on zu erfah­ren. Über die ein­drucks­vol­le Erkun­dung der Räum­lich­keit, die unmit­tel­ba­re Begeg­nung mit einem jun­gen Rab­bi­ner der dor­ti­gen jüdi­schen Gemein­de sowie über die Bedeu­tung wich­ti­ger Gegen­stän­de und Sym­bo­le in dem jüdi­schen Ver­samm­lungs- und Got­tes­haus haben die bei­dem Acht­kläss­le­rin­nen Anni­ka Bartels und Lea Mül­ler einen inhalts­rei­chen Bericht geschrieben.

“Am besag­ten Tage erreich­ten wir um 10.30 Uhr die Syn­ago­ge, ein eher unschein­ba­res Gebäu­de mit ver­bli­che­nen hebräi­schen Schrift­zei­chen über dem Ein­gang. Erstaunt ent­deck­ten wir einen schwer­be­waff­ne­ten Poli­zis­ten, der um das Gebäu­de her­um patrouil­lier­te. Eine dau­er­haf­te Stra­ßen­sper­re besteht eben­falls und ein wei­te­rer Poli­zist beob­ach­te­te von sei­nem Wach­pos­ten aus unse­re Ankunft. Erst da wur­de uns rich­tig bewusst, mit wel­cher Angst die Juden auch an die­sem Ort bestän­dig leben müssen. 

Nach­dem der jun­ge Rab­bi­ner Nathan erschie­nen war, eine Unter­wei­sung in die Vor­schrif­ten statt­ge­fun­den hat­te und unse­re Taschen kon­trol­liert wor­den waren, durf­ten wir die Syn­ago­ge, die von den Juden lie­ber „Haus der Ver­samm­lung“ genannt wird, schließ­lich betre­ten. Die Jun­gen wur­den zuvor dar­um gebe­ten, eine Kopf­be­de­ckung zu tra­gen, bei­spiels­wei­se eine Kapu­ze, Müt­ze oder die ihnen zur Ver­fü­gung gestell­ten Kip­pot, klei­ne Stoffkappen. 

Zu zweit nah­men wir uns dann ein klei­nes Gebets­buch, das soge­nann­te „Sid­dur“, und setz­ten uns auf die höl­zer­nen Sitz­plät­ze. Das ein­fal­len­de Licht drang zu uns durch bun­te Fens­ter, auf denen wir den David­stern und die Tora erkann­ten. Wir erkann­ten eini­ge Gegen­stän­de wie­der, z.B. das ewi­ge Licht und den acht­ar­mi­gen „Cha­nuk­ka-Leuch­ter“. Der per­si­sche Rab­bi­ner begann dar­auf­hin sei­nen Vor­trag mit dem Aus­räu­men gän­gi­ger Vor­ur­tei­le: Die Juden wür­den sich als Volk mit einem Glau­ben und nicht als Welt­re­li­gi­on sehen. Zudem sei das Leben als Jude oft beschwer­lich, da sie sich an stren­ge Essens­vor­schrif­ten hal­ten müss­ten und man bei­spiels­wei­se in einer Kan­ti­ne nicht koscher essen kön­ne. Die reli­giö­se Aus­bil­dung als Jude beginnt schon mit drei Jah­ren, wenn man Hebrä­isch lesen lernt. Im Alter von fünf Jah­ren fängt man dann an, die Tora zu lesen, mit zehn Jah­ren die Tora und die Misch­na und mit 15 Jah­ren den Tal­mud zu ler­nen. Die Mäd­chen sind bereits mit 12 Jah­ren, die Jun­gen aber erst mit 13 Jah­ren religionsmündig. 

Das Jahr im Juden­tum beginnt Ende September/Anfang Okto­ber, und der ers­te Arbeits­tag in der Woche ist der Sonn­tag. Auch Fei­er­ta­ge bedeu­ten den Juden sehr viel. Am wich­tigs­ten für sie ist aller­dings der Sab­bat, der von Frei­tag­abend bis Sams­tag­abend andau­ert. In die­ser Zeit dür­fen und wol­len Men­schen jüdi­schen Glau­bens auf kei­nen Fall arbei­ten und Strom nut­zen, da sie nichts mit ihren Hän­den „kre­ieren“ sol­len. Die­se Vor­schrift hat ihren Ursprung in der alt­tes­ta­ment­li­chen Schöpfung. 

Der Rab­bi­ner hol­te dann hin­ter einem ver­zier­ten Vor­hang eine Tora­rol­le (das hei­ligs­te Buch im Juden­tum) her­vor, die wir im Anschluss ein­ge­hend betrach­ten durf­ten. Der Grund für ihre Kost­bar­keit liegt dar­in, dass sie hand­schrift­lich auf gebleich­tem Leder nie­der­ge­schrie­ben wor­den ist. Hin­ter­her durf­ten wir ihm hel­fen, die Rol­le wie­der sicher zu ver­pa­cken. Der Rab­bi­ner schil­der­te uns noch die Bedeu­tung eini­ger jüdi­scher Fes­te und klär­te uns dar­über auf, dass ein stren­ges Ver­bot vor­liegt, ande­re zu mis­sio­nie­ren. Alle Rab­bi­ner sind weder Pries­ter noch Pas­to­ren, sie müs­sen aber sehr gelehrt sein und bestimm­te Prü­fun­gen able­gen. Oft­mals haben sie einen ganz ande­ren Haupt­be­ruf, Nathan zum Bei­spiel stu­diert isla­mi­sche Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­ten. Am Ende sei­nes Vor­trags ver­lie­ßen wir die Syn­ago­ge mit neu­em Wis­sen, inter­es­san­ten Erfah­run­gen und Respekt für die jüdi­schen Mit­bür­ger und den von ihnen aus­ge­üb­ten Glauben.”