Die Unterrichtslektüre in bewegten Bildern: „Tschick“
Diedrich Hinrichs
Als Fluss wirkstarker Bilder dessen, was man sich im Deutschunterricht zuvor in gewohnter Weise lesend erarbeitet hatte, erlebten unsere vier von StR´ Sarah Tismer, StRef´ Nele Sachs und OStR Diedrich Hinrichs unterrichteten Klassen der Jahrgangsstufe 8 sowie die 10 S von StR´ Nele Schlesier am gestrigen Vormittag (16.11.2016) in den Harsefelder Lichtspielen: Die auf dem gleichnamigen Bestseller des Jugendromans „Tschick“ beruhende und erst kürzlich in die Kinos gekommene Verfilmung von Fatih Akin ließ die meisten Filmbesucher an diesem Tage einfühlsam nachvollziehen, was die beiden jungen Protagonisten am Ende ihrer abenteuerlichen Reise empfinden: nämlich, dass die erlebnisgesättigte Zeit ihres gemeinsamen Unterwegsseins in einem gestohlenen Lada für die zwei Jugendlichen mutmaßlich „der beste Sommer ihres Lebens“ gewesen ist.
Rappelvoll wurde es vormittags am besagten Tag in den Harsefelder Lichtspielen anlässlich einer von StRef´ Nele Sachs organisierten Sondervorführung des Filmes „Tschik“, der auf der Grundlage des Romans von Wolfgang Herrndorf (1965–2013) basiert: Ganze drei Plätze in dem wegen seines besonderen Ambientes geschätzten, aber auch film- und tontechnisch auf dem neusten Stand befindlichen Kino blieben unbesetzt – auf den anderen einhundertsiebenunddreißig hatten es sich unsere jungen Gymnasiasten sowie ihre Lehrkräfte in den Polstersitzen bequem gemacht.
Nicht nur das Filmplakat oder die Ankündigung auf dem Buchcover der Taschenbuchausgabe „ZWEI JUNGS. EIN GEKNACKTER LADA. EINE REISE VOLLER UMWEGE DURCH EIN UNBEKANNTES DEUTSCHLAND“ hatten die überwiegende Anzahl der Schülerinnen und Schüler dazu bewogen, sich den Film gerne anschauen zu wollen, sondern auch die vorherige Behandlung der Lektüre im Rahmen ihres Fachunterrichts Deutsch hatte ihr Interesse für die beiden jugendlichen Außenseiter auf ihrem Trip in die Walachei, für deren Probleme und wohl auch für deren saloppe Umgangsformen in diesem „Roadmovie“ geweckt.
Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Neben waghalsigen, insbesondere „automobilgestützten“ Action-Szenen, rasanten Filmschnitten sowie zahlreichen Szenen, die aufgrund ihrer Figuren- und Handlungskomik den ein oder anderen Lacher provozierten, wartete die mit Anand Batbileg (Tschick), Tristan Göbel (Maik) und Nicole Mercedes Müller (Isa) nahezu perfekt besetzte Verfilmung Akins auch mit nachdenklich stimmenden Sequenzen auf, nämlich immer dann, wenn die Verletzlichkeit von Maik oder andere melancholische Momente in tragikomischen Dialogen in den Vordergrund gerückt wurden. Auch dafür entwickelten die meisten Schülerinnen und Schüler ein sicheres Gespür.
So lässt sich nach Ende des 93-minütigen Films, der sich als gute Anknüpfung an den Unterricht und sinnvolle Ergänzung der Romanlektüre erwiesen hat, sagen, dass die Möglichkeit, sich mit Formen des audiovisuellen Erzählen unterrichtlich auseinanderzusetzen, in vielerlei Hinsicht für Schülerinnen und Schüler gewinnbringend sein kann und das Kino sich für sie zum Ort des Lernens durchaus eignet. Zumal dann, wenn Literaturverfilmungen gerade aus der Sicht von Jugendlichen – wie in diesem Fall – so vortrefflich gelingen.
Hintergrundinformation: Handlung (Plot) von „Tschick“
Bis Tschick in seine Klasse kommt, hat der Außenseiter Maik Klingenberg keine Freunde. Der aus Hellersdorf stammende 14-Jährige hat zwar reiche Eltern, doch seine Mutter ist alkoholabhängig und sein Vater vergnügt sich lieber mit seiner jungen Assistentin. Die Sommerferien sehen für Maik entsprechend düster aus und nicht einmal zur Geburtstagsparty seiner Angebeteten Tatjana ist er eingeladen.
Erst der von allen gemiedene neue Schüler Andrej Tschichatschow der der Einfachheit halber nur Tschick genannt wird, bringt plötzlich Leben in Maiks drögen Alltag. Eines Tages steht er nämlich mit einem geklauten Auto, einem Lada Niva, vor der Haustür des Jungen und lädt ihn auf eine Reise ein, die zu seinem Großvater in die Walachei führen soll. So machen die beiden Jugendlichen sich auf den Weg und begegnen auf ihrer Fahrt nicht nur einer Öko-Familie, sondern auch dem etwas sonderlichen Braunkohletagewerk-Bewohner Horst Fricke. Außerdem kreuzt die burschikose Isa Schmidt ihren Weg, ein Mädchen, das auf dem Weg nach Prag ist und nicht nur weiß, wie man mit einem Schlauch Benzin stiehlt…
(Quelle: http://www.moviepilot.de/movies/tschick. Zugriff am 17.11.2016, 01.18 Uhr)
Foto: Diedrich Hinrichs