Ausstellung “Was heißt hier Frieden?” im Forum
“Den letzten Intelligenztest müssen die Menschen noch bestehen, nämlich sich miteinander zu vetragen.” Das ist einer der Leitgedanken einer Ausstellung, die am 9.09. im Forum des Gymnasiums in Kooperation mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. eröffnet worden ist. Und die Ausstellung dient, wie der Ausstellungsleiter, Herr Cramer betonte, nicht nur der Erinnerung, sondern sie soll dazu beitragen, Lehren für die Zukunft zu ziehen.
„Der Krieg ist nicht undenkbar, aber es ist unangenehm, an ihn zu denken. Deshalb gibt es nur einen Weg, ihn zu vermeiden: Man muss ständig an ihn denken.“ Mit diesem Zitat – paradoxerweise von Edward Teller, dem Vater der Wasserstoffbombe – begrüßte Schulleiter Johann Book die Schüler der Geschichtskurse des 12. Jahrgangs am Gymnasium Harsefeld zu einer Unterrichtsstunde der anderen Art.
Anlass war die Eröffnung einer Ausstellung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., die den durchaus provokanten Titel „Was heißt hier Frieden?“ trägt. Die große Gefahr, so Landrat Michael Roesberg, der die Ausstellung in seiner Eigenschaft als Kreisvorsitzender des Volksbunds offiziell eröffnete, bestehe nämlich darin, dass Frieden als selbstverständlich hingenommen werde. „Unsere Eltern und Großeltern wussten, was Krieg bedeutet, schließlich hatten sie ihn am eigenen Leib erfahren“, meinte Roesberg, „eine Erfahrung, auf die sie sicher gern verzichtet hätten.“ Darum gelte es zu beherzigen, was ihm von einer Reise zur Kriegsgräberstätte Golm auf der Insel Usedom im Gedächtnis haften geblieben sei: die mahnende Inschrift „Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint!“ am Rande von 20.000 Gräbern.
Im Anschluss erläuterte John Cramer, Schulreferent des Volksbunds im Bezirk Lüneburg/Stade, die Geschichte des 1919 gegründeten, gemeinnützigen Vereins und der ihm von der Bundesregierung übertragenen humanitären Aufgaben. Die Anlage und Pflege von Friedhöfen für die Opfer von Krieg und Gewalt sei nicht nur nötig, um den Angehörigen einen Ort der Trauer zu geben, erklärte Cramer. Damit diese Stätten ihren Zweck als Mahnmale für den Frieden erfüllen könnten, organisiere der Volksbund außerdem seit Jahrzehnten internationale Workcamps, betreibe eigene Jugendbegegnungsstätten und unterstütze Schulen in ihrem Auftrag zur Friedenserziehung. Die Ausstellung, die Cramer für Harsefeld im Gepäck hat, behandelt die Themen „Vorurteile abbauen“, „Gemeinsam gegen Krieg und Gewalt“ sowie „Erinnern für die Zukunft“. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen zum Nachdenken über die Ursachen von Gewalt zu bewegen, Möglichkeiten für friedliche Konfliktlösungen aufzuzeigen und gegen das Vergessen anzuarbeiten – aus gutem Grund: „Wer weiß, dass sich in Sandbostel, keine 30 Kilometer von hier, während des Zweiten Weltkriegs das größte Kriegsgefangenenlager Norddeutschlands befand, in dem bis zu 50.000 Menschen ums Leben kamen?“ fragt Cramer in die Runde. Die meisten Schüler haben nie davon gehört.
Begleitend zur Ausstellung gibt es einen Fragebogen zum Download, der zusätzliche Denkanstöße gibt (PDF). Die Ausstellung ist noch 14 Tage bei uns in der Schule zu besichtigen.