Veranstaltungsreihe: Geht´s noch anders — Zeit für Alternativen
Von Diedrich Hinrichs
In der vergangenen Woche (23.08.2019) haben Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt sowie die Schulleiterinnen Josephine Friede (Schule am Auetal Ahlerstedt) und Ute Appelkamp (AGG Harsefeld) gemeinsam mit Frank Jablonski (Evangelische Erwachsenenbildung Stade) auf einem Pressetermin die Veranstaltungsreihe zum Thema Nachhaltigkeit „Geht‘s noch anders – Zeit für Alternativen“ beworben. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen von sechs Vorträgen – u.a. einem am 14.11.2019 im Forum unseres Gymnasiums –, Filmvorführungen und Workshops in der Geestregion mit anschaulichen Praxisbeispielen deutlich zu machen, was Kirche und Gemeinden, aber auch jede und jeder Einzelne tun können, um die Agenda 2030 vor Ort umzusetzen.
Die Weltgemeinschaft steht vor großen Herausforderungen: Hunger und Armut, Klimawandel und Kämpfe um knappe Ressourcen bedrohen das Leben auf diesem Planeten. Anlass zur Hoffnung gibt die Agenda 2030. Mit ihr verpflichten sich die Staaten der Vereinten Nationen zu einer zukunftsfähigen Entwicklung weltweit. Sie hat das Ziel, die sozialen Grundlagen aller abzusichern und gleichzeitig die planetaren Grenzen einzuhalten. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat in ihrem Impulspapier (EKD-Text 130) die Bedeutsamkeit der Agenda 2030 bekräftigt und richtet konkrete Forderungen an die Verantwortlichen in Politik, Zivilgesellschaft und Kirchen.
Erklärtes Ziel der von der Evangelischen Erwachsenenbildung Stade (EEB) organisierten regionalen Veranstaltungsreihe ist es, über die Herausforderungen der Agenda 2030 zu informieren und darüber hinaus die verbindliche und langfristige Förderung bzw. Realisierung von Netzwerken, Kooperationen und Projekten mit den Menschen vor Ort zu entwickeln und voranzutreiben.
Dem Geschäftsführer der EEB Stade, Frank Jablonski, ist es gelungen, für den am Donnerstag, dem 14.11.2019 um 19 Uhr am Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld stattfindenden Vortrag „Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben“ allen interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit dem Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, und dem wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Abteilung Naturschutzbiolgie der Universität Göttingen, Dr. Eckhard Gottschalk, gleich zwei hochkarätige Referenten präsentieren zu können:
Als anschauliches Praxisbeispiel wird Dr. Gottschalk deutlich machen, was Kirchen und Gemeinden tun können, um die Agenda 2030 voranzutreiben: In keinem Lebensraumtyp geht die biologische Vielfalt so dramatisch zurück wie in unserer genutzten Kulturlandschaft. In einem Projekt zum Schutz einer besonders bedrohten Feldvogelart, des Rebhuhns, bemüht sich die Abteilung Naturschutzbiologie der Uni Göttingen, die biologische Vielfalt der Agrarlandschaft lokal zu restaurieren. Eine aufwendige Studie mit besenderten Rebhühnern deckt auf, welche Probleme diese Vogelart im Detail mit unserer Landschaft hat und welche Maßnahmen nötig sind, um den weiteren Rückgang dieser Art zu stoppen.
Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. Im Anschluss daran gibt es einen Imbiss, Getränke und Gelegenheit für Nachfragen & zum Netzwerken. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um eine verbindliche Anmeldung unter E‑Mail: eeb.stade@evlka.de oder Tel.: 04141 / 62048 gebeten.
Hintergrund: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung drückt die internationale Staatengemeinschaft ihre Überzeugung aus, dass sich die globalen Herausforderungen nur gemeinsam lösen lassen. Die Agenda schafft die Grundlage dafür, weltweiten wirtschaftlichen Fortschritt im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und im Rahmen der ökologischen Grenzen der Erde zu gestalten.
Die Agenda 2030 wurde im September 2015 auf einem Gipfel der Vereinten Nationen von allen Mitgliedsstaaten verabschiedet. Sie wurde mit breiter Beteiligung der Zivilgesellschhaft in aller Welt entwickelt und stellt einen Meilenstein in der jüngeren Geschichte der Vereinten Nationen dar.
Die Agenda 2030 gilt für alle Staaten dieser Welt. Entwicklungsländer, Schwellenländer und Industriestaaten: Alle müssen ihren Beitrag leisten.
Das Kernstück der Agenda bildet ein ehrgeiziger Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs). Die 17 SDGs berücksichtigen erstmals alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Umwelt, Wirtschaft – gleichermaßen. Die 17 Ziele sind unteilbar und bedingen einander. Ihnen sind fünf Kernbotschaften als handlungsleitende Prinzipien vorangestellt: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft. Im Englischen spricht man von den “5 Ps”: People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership.
Übersicht: Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Urheberrecht © United Nations
Quelle: http://www.bmz.de/de/ministerium/ziele/2030_agenda/index.html
Über die Veranstaltungsreihe ist zudem im TAGEBLATT vom 29.08.2019 unter dem Titel „Was die Kirche für die Nachhaltigkeit auf der Geest tun will“ ein Bericht erschienen, den wir mit freundlicher Genehmigung des Redakteurs Daniel Beneke hier anfügen möchten:
GEEST. „Geht’s noch anders?“ fragt die Evangelische Erwachsenenbildung. Mit einer Veranstaltungsreihe macht sie deutlich, dass die „Zeit für Alternativen“ gekommen ist – und meint damit soziale, wirtschaftliche und ökologische Veranstaltungen. Das Programm ist vielfältig.
In der zweiten Jahreshälfte kommen hochkarätige Referenten auf die Geest, unter anderem Landesbischof Ralf Meister. Der Geschäftsführer der Evangelischen Erwachsenenbildung Nord, Frank Jablonski, hat den Ahlerstedter Bürgermeister Uwe Arndt (FWG) sowie die Schulleiterinnen Josephine Friede (Schule am Auetal Ahlerstedt) und Ute Appelkamp (Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld) mit ins Boot geholt. Auch die Schüler und deren Eltern sollen eingebunden werden. Bereits Ende 2018 keimte bei Frank Jablonski der Wunsch auf, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in einer Veranstaltungsreihe aufzugreifen. „Im ländlichen Raum bewegt sich vieles“, hat er festgestellt – und setzt bewusst auf Termine in der Peripherie. Die Projektpartner finden deutliche Worte, warum gerade jetzt die Zeit zur Debatte gekommen ist.
Bereits im ersten Halbjahr gab es unter dem Motto „Geht’s noch anders?“ Vortragsveranstaltungen mit im Schnitt mehr als 100 Besuchern. „Die große Resonanz hat uns überrascht“, sagt Frank Jablonski, der nun kräftig die Werbetrommel rührt. Besonders froh ist er, die Bildungsstätten und die Kommune mit an Bord zu haben. In Ahlerstedt läuft gerade das Modellprojekt Soziale Dorfentwicklung an – mit freiwilligen Kümmerern, sogenannten Dorfmoderatoren. Sie haben sich qualifiziert, um die Entwicklung in ihren Dörfern voranzubringen. Einer der Referenten der Veranstaltungsreihe, Professor Henning Austmann, hat auch die 24 Dorfmoderatoren aus den Ortsteilen der Gemeinde Ahlerstedt ausgebildet.
Kirchen und Kommunen gefordert
“Die soziale Komponente entscheidet über das Gelingen“, ist Frank Jablonski überzeugt. Hier seien Kirchen und Kommunen gleichsam gefordert. Deshalb sei der Schulterschluss entscheidend. Konfession oder Religion seien ebenso wenig entscheidend wie die politische Farbe. „Es bedarf einer breiten Sensibilisierung für dieses Thema und der Bereitschaft, sich darauf einzulassen“, sagt der Geschäftsführer der Evangelischen Erwachsenenbildung. Dass mit Landesbischof Ralf Meister von der Hannoverschen Landeskirche jener Experte nach Harsefeld kommt, der bei der Evangelischen Kirche Deutschlands in der Kammer für nachhaltige Entwicklung sitzt, verdeutliche, wie ernst die kirchlichen Institutionen die Probleme nehmen.
Bürgermeister Uwe Arndt, der seit zwölf Jahren im Amt ist, möchte die Besonderheiten der agrarisch geprägten Regionen herausstellen. Er beschreibt den Strukturwandel, den viele Dörfer in den vergangenen Jahren vollzogen haben. „Wir haben hier eine hohe soziale Kompetenz“, stellt er heraus. Das Vereinsleben sei rege. „Wir arbeiten sehr intensiv miteinander zusammen“, betont der Ahlerstedter Politiker. Das soll erhalten bleiben. Damit dies gelingt, müsse ein Grundsatz befolgt werden: „Wir müssen die Menschen von Anfang an mitnehmen.“ Entscheidungen von oben herab „funktionieren nie“ – auch nicht auf dem Land. Längst gehe es weniger um kleine Projekte als um das große Ganze. Die kleineren Ortschaften dürften nicht abgehängt werden.
Nicht in Angst verfallen
Ein weiterer Gedanke treibt Uwe Arndt um: „Wir können nicht weiter so ein Schindluder an unseren Ressourcen treiben. So kann es nicht weitergehen.“ Doch in Angst zu verfallen, sei die falsche Reaktion. „Wir haben die Möglichkeit, Veränderungen einzuleiten“, sagt Uwe Arndt. Dies könne allerdings nicht alleine durch ehrenamtliche Kräfte erfolgen. „Wir müssen die Rahmenbedingungen verändern.“ Dass kleine landwirtschaftliche Familienbetriebe zu industriellen Viehvermarktern avanciert sind, dass Dörfer ihre Kneipen und Kaufmannsläden verloren haben und dass im Gegenzug die Zentren Ahlerstedt und Harsefeld rasant gewachsen ist, sei nicht aufzuhalten gewesen. Nun müsse an einem entscheidenden Punkt angesetzt werden: „Wir müssen die Lebensqualität in den Ortschaften beibehalten.“ Das lasse sich nicht mit den Mechanismen des Marktes regeln.
„Wir müssen das Gemeinschaftliche wieder stärker in den Blick nehmen“, unterstreicht Ute Appelkamp. Schüler und Eltern sollten gleichermaßen in den Blick genommen werden. Seit vergangenem Jahr trägt das Aue-Geest-Gymnasium den Titel Umweltschule. Da passe es ins Bild, sich im Rahmen der Veranstaltungsreihe zu engagieren. Nicht nur die eigenen Bedürfnisse dürften im Fokus stehen, das System müsse ausbalanciert werden. Das sollte der Öffentlichkeit vermittelt werden. „Das Bewusstsein dafür ist schon jetzt vermehrt da“, sagt Schulleiterin Josephine Friede. Nun müsse an praktischen Lösungen gearbeitet werden. „Alles ist besser als nichts zu tun.“ Die Veranstaltungsreihe sei eine Möglichkeit, die Menschen wach zu rütteln. Austausch und Inspiration könnten helfen, Lösungen zu finden, sagt Ute Appelkamp. „Wir müssen kleinteiliger denken“, sagt Uwe Arndt.
Das Programm der Veranstaltungsreihe auf der Geest
Sechs Vorträge, Filmvorführungen und Workshops stehen auf dem Programm. Es gibt einen Imbiss, Getränke und die Gelegenheit zum Nachfragen und zum Netzwerken. Um verbindliche Anmeldung wird gebeten unter der Rufnummer 04141 / 62048 oder per E‑Mail an die Adresse eeb.stade(at)evlka.de.
Foto: Daniel Beneke / TAGEBLATT