Theaterfahrt der 9. Klassen: “Besuch der alten Dame”
Von n.n.
In der vergangenen Woche (28.03.2019) haben sich die Klassen 9 L und 9 S unseres Gymnasiums zusammen mit ihren Deutschlehrkräften Frau Bente und Frau Sachs nach Bremen ins Goethe-Theater aufgemacht, um sich das Theaterstück „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt anzuschauen. Das als Dreipersonenstück inszenierte Drama sollte jedoch nicht im Haupttheater, sondern im wesentlich kleineren Brauhauskeller aufgeführt werden, der aufgrund seiner räumlichen Enge eine besondere Atmosphäre aufwies und auch von daher die Aufführung überaus lohnenswert gemacht hat.
Als wir in den Raum eingelassen wurden, gingen viele mit eher gemischten Gefühlen in die Vorstellung, denn zunächst ging es eine Treppe abwärts in kellerartige Gewölbe. Direkt vor dem Bühnenraum erwartete uns eine kleine, leicht schiefe Gesangseinlage zweier Hauptdarsteller, welche die Laune angesichts dieser Überraschung bei den meisten jedoch anhob. Die dritte Hauptdarstellerin lugte beim Eintreten hinter dem Vorhang hervor, was bei einigen eine kleine Schrecksekunde mit anschließendem Gelächter auslöste.
Die Vorstellung im Allgemeinen war durch die manchmal erfolgten Interaktionen mit dem Publikum recht unterhaltsam. Die zwei Schauspieler und eine Schauspielerin — die beiden männlichen verkörperten beide Alfred Ill, die weibliche spielte die kühle Claire Zachanassian — mussten bei ein paar auftretenden Pannen ihr professionelles Schauspielertalent unter Beweis stellen: Eine Sichtschutzplane fiel nach einer von Ill aus Versehen abgerissenen Wäscheklammer fast herunter, das Reh aus Plastik fiel um, Claires Kleid riss nach dem fast missglückten Übersteigen einer Planke und zudem waren schmunzelnd auch ein paar kleinere Textaussetzer zu kompensieren. Doch sogar ein heruntergefallenes Handy wurde souverän in die Vorstellung eingebunden.
Zur Verwirrung des Publikums „erkaufte“ sich Claire mit einer Visitenkarte den Platz eines Schülers, setzte sich nieder und begann einen Plausch über ihre verflossenen Ehemänner, während die beiden Ills auf der Bühne ihre Projekte für Güllen vorstellten. Zum Schluss ging alles sehr, sehr schnell: Der Tod Ills wurde mithilfe einer aus Plastikfolie zusammengebastelten Puppe dargestellt, die dann auseinandergerissen und ins Publikum geworfen wurde, wobei die detaillierte Beschreibung des Todes bei einigen Zuschauern belustigendes Entsetzen hervorrief.
Trotz der Abweichungen von der literarischen Vorlage wurde die Grundintention Dürrenmatts, nämlich aufzuzeigen, wie weit Menschen für viel Geld gehen würden, gut umgesetzt. Wenn man jedoch — durchaus verständlicherweise — die grotesken Wortspiele Dürrenmatts bewundern wollte, war man in dieser Vorstellung falsch. Dennoch ist es, selbst für diejenigen, die die Aufführung zunächst in erster Linie als Pflichtveranstaltung empfunden haben, ein gelungener Theaterabend geworden.