Kennlernfahrt Wingst: Den Wetterunbilden getrotzt
Auch wenn das regnerische Herbstwetter an beiden Tagen zum wenig willkommenen Begleiter für unserer Fünftklässler und ihre sie begleitenden Lehrkräfte wurde, entschädigte alle auf der diesjährigen Kennlernfahrt unseres jüngsten Jahrgangs in die Wingst sowie beim Besuch des Natureums an der Niederelbe in der letzten Woche vor den Herbstferien (10./11.10.2011) für diese Wetterunbilden ein überaus lehr- und erlebnisreiches „Mitmachprogramm“ und vermochte den Spaß daran kaum zu trüben.
Um die jüngsten Klassen am Gymnasium Harsefeld auf ihrem Weg zu einem starken Klassenteam zu unterstützen, wird traditionsgemäß vor den Herbstferien eine Kennlernfahrt für die Jahrgangsstufe 5 durchgeführt. Ein skeptischer Blick auf die Wetterlage am Morgen des Abreisetages der 141 Schüler/innen und ihrer 11 Begleiter/innen ließ viele in Anbetracht der geplanten „Outdoor-Aktivitäten“ am Zielort in diesem Jahr eher einen „Survival-Trip“ erwarten. Erklärtes Ziel der Fahrt ist es aber vielmehr gewesen, das Gemeinschaftsgefühl im Klassenverband weiter zu stärken und sich im lehr- und erlebnisreichen Miteinander einmal „rund um die Uhr“ noch besser als an den normalen kreidelastigen Schulvormittagen kennenzulernen.
Als erster Anlaufpunkt der Gruppenfahrt diente mithin das „lebende Museum an der Nordsee“. Im Baljer Natureum am Mündungsarm der Oste absolvierten die Schüler/innen klassenweise aufgeteilt einzelne Lern- und Erlebnisstationen (Natur, Umwelt und Landschaft), die sie zum Mitmachen und Entdecken im Rahmen eines umfangreichen pädagogischen Begleitprogramms motivierten: So erprobten sie sich als Schmuckhersteller/innen und erfuhren dabei Wissenswertes über das von ihnen bearbeitete und veredelte „Küstengold“ (Bernstein) oder waren als Steinzeitjäger/innen den Mammuts auf der Spur und übten sich im Umgang mit Feuersteinklingen.
Dass derlei Anstrengungen zwangsläufig hungrig machten, stellte auch kein unlösbares Problem dar; denn für alle wurde ein großes Lagerfeuer entfacht, an dem im Rund versammelt Stockbrot geröstet und feinstes „Mammutfilet“ (Würstchen) gereicht wurde. Anschließend kümmerte man sich um das Wohl jener Tiergattungen, welche die Eiszeiten leidlich besser überstanden hatten, versorgte deren Nachkommenschaft mit handverlesenem Futter und mit mindestens genauso wichtigen Streicheleinheiten.
Taktilen Kontakt nahmen alle sodann zu ihren jeweiligen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden auf, als die Sehenden zu den Augen der Blinden wurden, um Letztere sicher durch den dunklen, an diesem Tage gar so feuchten und glitschigen Wald zu geleiten. Nass wurde es im Anschluss dann noch einmal, als nach der Stabheuschrecke und dem handzahmen Leguan Gregor der heimliche Star im Aquarium dem erstaunten Publikum eine Kostprobe seines Könnens darbot: Mit schier unglaublicher Präzision gelang es dem Schützenfisch, dem barschartigen Revolverhelden unter den Fischen, mit jedem seiner zielgenauen „Spritzschüsse“ die ihm über der Wasseroberfläche angereichten Heuschrecken zu treffen und dabei auch umstehende Beobachter seiner ausgefeilten Jagdtechnik nicht unbedingt zu verschonen.
Eine naturkundliche Rallye bildete dann den Abschluss des vielfältigen und abwechslungsreichen Lern- und Erlebnisangebotes, bevor es dann auf den Weg in die Wingster Jugendherberge ging. Dort angekommen stellte dann weniger die Zimmerverteilung als vielmehr der Bezug derselben einige vor nicht unerhebliche Probleme, während der geschickte Umgang anderer mit dem ausgeteilten Bettzeug reine Mutmaßungen schließlich bestätigte, dass häusliches Üben und der Kompetenzerwerb dieser Schlüsselqualifikation erhebliche Zeitersparnis zur Folge haben kann. Spätestens zum Abendessen fanden sich aber die Klassen vollzählig versammelt wieder, und nachdem der weitere Abend mit gemeinsamen Konzentrationsübungen und Vertrauensspielen verbracht wurde, rückte auch die Zeit der Nachtruhe immer näher, die sich selber — zumindest anfangs noch — durch ein hochfrequentes und geräuschvolles gegenseitiges Besuchen auf den Zimmern auszeichnete, wobei der Strom Umherwandelnder allmählich, aber erkennbar eher unfreiwillig abebbte.
Der zweite Tag sah angesichts der anhaltend trüben Wetterlage dann nach dem Frühstück einen Ausflug in den fußgängig schnell erreichbaren kleinen Zoo des Orts vor, bei einigen mit der für sie überraschenden Erkenntnis verbunden, dass Ziegen und andere frei umherlaufende Tiere tatsächlich dann auch spucken, wenn ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass sie es könnten. Ein weiterer Höhepunkt des Tierpark-Besuches war zweifelsohne das Bären- und Wolfsgehege, vor allem für diejenigen, die kurz vor der Rückfahrt noch die Fütterung des Wolfsrudels und dessen Verhalten bei der von der Rangordnung bestimmten Nahrungsaufnahme genau beobachten konnten. So hatte dann auch außerhalb des Geheges „der Leitwolf“ der Klasse 5 L seine liebe Mühe und Not, einige seiner von diesem Geschehen so sehr faszinierten Schüler/innen zum zügigen Aufbruch und Rückmarsch in die Jugendherberge zu bewegen.
Überpünktlich und sicher trafen alle dann nach einer ruhig verlaufenden Heimfahrt, auf der viele vermutlich schon die vielfältigen Eindrücke für sich verarbeitet oder auch ihre persönlichen „Highlights“ miteinander ausgetauscht haben, am frühen Nachmittag in Harsefeld wieder ein. Und der ein oder andere mag vielleicht bedauert haben, dass trotz des ungemütlichen Wetters der Aufenthalt gar so kurz geriet und den 5. Klassen nicht — wie im nächsten Jahr dem Folgejahrgang — ein weiterer Tag zum „Kennenlernen unterwegs“ vergönnt gewesen war.
Ein besonderes Dankeschön sei an dieser Stelle Frau Appelkamp ausgesprochen, die mit der Planung und Koordination auch der diesjährigen Jahrgangsfahrt alle Klassenleitungen hilfreich und spürbar unterstützt hat.
Fotos: Diedrich Hinrichs