Schachmatt in der großen Pause
Diedrich Hinrichs
Dass manche selbst in Unterrichtspausen nicht vor geistigen Anstrengungen zurückschrecken und wie man den gegnerischen König mit strategischem Geschick und taktischer Finesse in eine ausweglose Stellung treibt, stellen jeden Dienstag und Mittwoch die erklärten Anhänger des klassischen Brettspiels nachhaltig unter Beweis. Jeweils in der ersten großen Pause sind Schülerinnen und Schüler am Gymnasium Harsefeld beim Pausenschach in B 012 im eigentlichen Sinne des Wortes „am Zug“.
Bauer, Springer, Läufer, Turm, die Dame und der König werden eilends auf den quadratischen Spielbrettern platziert, sobald die Tür unseres Schachraums kurz nach dem Klingeln zur ersten großen Pause aufgeschlossen wird: Das große Spiel, es kann beginnen!
Ob bei einer Blitzpartie oder der Fortsetzung einer Hängepartie vom Vortag, ob beim gemeinsamen Grübeln über zu lösende Problemstellungen am Brett oder vor dem Computer — an den Spieltischen wird man vielleicht des einen oder anderen müden Gesichts gewahr, aber allerorten nur Schüler hellwachen Geistes, die routiniert ihre Spielzüge ausführen und dann behände die Schachuhren betätigen, mit denen sie die vereinbarte Bedenkzeit messen. Den gegnerischen König in der knapp bemessenen Zeit der großen Pause matt zu setzen, das ist das angestrebte Ziel all ihrer strategischen Überlegungen. Bleibt dann noch die Zeit bis zum Beginn der nächsten Unterrichtsstunde, werden beendete Partien mit dem Spielpartner, zuweilen aber auch unter Hinzuziehung weiterer Experten lebhaft analysiert und vielstimmig kommentiert.
Schach nur das Spiel der „stillen, gedankenverlorenen Grübler“? Mitnichten, schon gar nicht in der Schule! Und neben dem erwiesenermaßen positiven Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit und die Leistungsmotivation fördert die regelgeleitete spielerische Auseinandersetzung mit dem Gegner auch die kommunikativen und sozialen Kompetenzen. Darüber hinaus bietet sich gerade Jüngeren durch eine ungeahnt fulminant und siegreich geführte Partie die Chance, auch einem Älteren zu beweisen, „dass man etwas drauf hat“, so ein Fünftklässler, der mit acht weiteren Klassenkameraden aus der 5 F2 regelmäßig beim Pausenschach erscheint. Und auch die Rollen von „Lehrling“ und „Meister“ scheinen dabei ebenso wenig fest definiert.
Für die meisten jedoch stehen nach eigenem Bekunden der Spaß am gemeinsamen Spiel und die willkommene Abwechslung zum Unterricht im Vordergrund. Dies gilt gerade auch für die Zahl der in diesem Schuljahr neu hinzugekommenen Denksport-Anhänger aus der Klassenstufe 5, die beim Pausenschach am Gymnasium Harsefeld das Schachspiel „Zug um Zug“ erlernen möchten oder ihre Spielfähigkeit weiter auszubilden und dann im einmal jährlich stattfindenden Schulturnier unter Beweis zu stellen gedenken.
Wen also die eigene jahreszeitlich bedingte Mattigkeit in den Pausen anfällt, sollte es doch einmal mit Pausenschach versuchen: Neue „wache Geister“ sind in B 012 jederzeit herzlich Willkommen!
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